Kurzarbeit stützt

Frühjahr belebt Arbeitsmarkt

Der deutsche Arbeitsmarkt zeigt sich im April dank der Frühjahrsbelebung von seiner freundlichen Seite. Die Kurzarbeit stützt die Entwicklung weiterhin. Sorge bereitet zunehmend die Langzeitarbeitslosigkeit.

Frühjahr belebt Arbeitsmarkt

ba Frankfurt

Der deutsche Arbeitsmarkt zeigt sich im April dank der Frühjahrsbelebung von seiner freundlichen Seite. 2,771 Millionen Arbeitslose registrierte die Bundesagentur für Arbeit (BA) im April. Das sind 56000 weniger als im März, aber 127000 mehr als im Jahr zuvor (siehe Tabelle). Behördenchef Detlef Scheele bezeichnete bei der Vorstellung des Arbeitsmarktberichts die Entwicklung als „solide“. Die anhaltenden Einschränkungen in vielen Bereichen würden die Erholung zwar bremsen, „führen aber insgesamt zu keinen neuen Belastungen“, betonte Scheele.

Laut Bundesarbeitsminister Huber­tus Heil (SPD) zeigte sich der Jobmarkt „trotz coronabedingter widriger Umstände weiter stabil“. Die Arbeitskräftenachfrage sei leicht gestiegen, und die Frühjahrsbelebung habe sich fortgesetzt. Saisonbereinigt kletterte die Arbeitslosenzahl um 9000. Als Stütze des Arbeitsmarktes nannte Heil erneut die Kurzarbeit: Die angezeigte Personenzahl hat laut BA „zuletzt deutlich nachgegeben“. In den Apriltagen bis einschließlich des 25sten wurde für 116000 Personen Kurzarbeit angezeigt. Da die Anzeige des voraussichtlichen Arbeitsausfalls vor Beginn der Kurzarbeit erfolgen muss, zeigt sich die tatsächliche Inanspruchnahme erst später. Den vorläufigen Daten zufolge bezogen im Februar Unternehmen für rund 3,3 Millionen Beschäftigte Kurzarbeitergeld. Der bisherige Höchststand stammt vom April 2020 mit knapp 6 Millionen Betroffenen. Bis November ging die Zahl sukzessive zurück, mit den erneuten Eindämmungsmaßnahmen stieg sie aber erneut an, wie die BA mitteilte. Der Nachrichtenagentur dpa zufolge wird in Nürnberg mit einem Finanzbedarf allein für die Kurzarbeit von 20 Mrd. Euro gerechnet – im ursprünglichen Haushaltsansatz waren 6 Mrd. Euro eingestellt,im Februar wurde eine Verdoppelung beschlossen.

Die Folgen der Corona-Pandemie für den Jobmarkt bezifferte die BA auf ein Plus von etwa 500000 Arbeitslosen oder 1,1 Prozentpunkten bei der Arbeitslosenquote. „Wir wären bei 4,9%, hätten wir diese Situation das letzte Jahr nicht gehabt“, sagte Scheele. So steht die Quote bei 6,0%. KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib betonte, dass aber viele Unternehmen seit vergangenem Sommer wieder einstellen. Dadurch sei die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten seit Juni um gut 300000 gestiegen und in manchen Wirtschaftszweigen nun sogar höher als vor der Krise. Dazu zählten das Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht, Information und Kommunikation sowie das Baugewerbe.

Sorgen bereitet die Langzeitarbeitslosigkeit. „Ein Jahr Pandemie hat die Arbeit der Jobcenter der letzten drei Jahre fast vollständig zunichtegemacht“, mahnte BA-Chef Scheele. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen liegt nun bei 1,07 Millionen und damit nahe den 2010 gemessenen 1,14 Millionen. Zum Vergleich: 2019 waren es nur mehr 727000. KfW-Chefvolkswirtin Köhler-Geib forderte verstärkte Bemühungen zur Qualifizierung – auch um Kurzarbeitenden weitere Perspektiven zu eröffnen.