Frühjahrsbelebung lässt deutschen Jobmarkt blühen

Arbeitslosigkeit geht trotz konjunkturellem Gegenwind weiter zurück - Entkoppelung von der Wirtschaft

Frühjahrsbelebung lässt deutschen Jobmarkt blühen

ba Frankfurt – Zwei Konjunkturindikatoren stemmen sich den von sinkenden Stimmungsindikatoren und der schwächelnden Industrie heraufbeschworenen Rezessionsängsten entgegen: die Einzelhandelsumsätze und die Arbeitslosenzahlen. Dass die deutschen Einzelhändler nach den ersten zwei Monaten 2019 auf Kurs zum zehnten Wachstumsjahr in Folge liegen und die einsetzende Frühjahrsbelebung im März für sinkende Arbeitslosigkeit gesorgt hat, sind gute Nachrichten.Denn beide Faktoren sorgen zusammen mit der im März mit +1,3 % ebenfalls niedrig ausgefallenen Jahresteuerungsrate dafür, dass der private Konsum in Schwung bleibt. Angesichts der politischen Unsicherheiten aus den internationalen Handelskonflikten und des Gezerres um den Brexit (siehe Bericht auf dieser Seite) sowie der schwächelnden Auslandsnachfrage hat die Binnennachfrage ein umso stärkeres Gewicht für die weitere wirtschaftliche Entwicklung.Trotz erster Signale der Abkühlung sei der Arbeitsmarkt weiter die beste Versicherung gegen Rezessionsängste, urteilte auch Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Deutschland. Dies bleibe auch so, solange die globalen Unsicherheiten nicht die Konsumstimmung trübten und zum Vorsichtssparen führten. Danach sieht es aber derzeit nicht aus. Im März ist die Zahl der Arbeitslosen laut der Bundesagentur für Arbeit (BA) um 72 000 auf 2,301 Millionen und damit den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung gesunken (siehe Tabelle). “Obwohl der konjunkturelle Rückenwind nachgelassen hat, entwickelt sich der Arbeitsmarkt alles in allem weiter günstig”, sagte der Behördenchef laut Nachrichtenagentur dpa-afx. Die Frühjahrsbelebung sei in diesem Jahr nicht schlechter als sonst ausgefallen. Saisonbereinigt weist die BA 7 000 Arbeitslose weniger aus als im Vormonat – Ökonomen hatten allerdings ein Minus von 10 000 erwartet.Für das Gesamtjahr 2019 geht die BA zwar davon aus, dass der Abbau der Arbeitslosigkeit ins Stocken geraten könnte, bleibt aber bei der Prognose einer im Schnitt um 140 000 auf 2,2 Millionen sinkenden Arbeitslosenzahl. Diese Erwartungen hegt auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Die Wirtschaft wachse, wenn auch auf niedrigem Niveau – und für den Fall weltwirtschaftlich bedingter konjunktureller Einbrüche sei man gerüstet: “Die Bundesagentur für Arbeit verfügt über die geeigneten arbeitsmarktpolitischen Instrumente und hat im Zweifelsfall genügend Rücklagen”, sagte Heil.Trotz der schwächelnden Wirtschaft geht Scheele nicht von einer Trendwende auf dem deutschen Arbeitsmarkt aus. “Wir sehen ja seit geraumer Zeit, dass sich Wachstum und Arbeitsmarkt etwas voneinander entkoppeln”, sagte Scheele am Freitag in Nürnberg. Das liege zum Teil am Beschäftigungswachstum in konjunkturunabhängigen Branchen wie der Pflege oder Sozial- und Erziehungsberufen. Zudem würden Arbeitgeber ihr Personal wegen des Fachkräftemangels länger halten.Brzeski weist in seiner Analyse darauf hin, dass das Auseinanderdriften von Industrie und Dienstleistungsbranche sich nun auch am Arbeitsmarkt zeige. Während im März im verarbeitenden Gewerbe erstmals seit Juli 2016 die Rekrutierungspläne zurückgefahren wurden, befänden sich diese bei den Dienstleistern nahe historischen Höchstständen. Und da um die 80 % der Jobs im Dienstleistungssektor liegen, “überwiegen derzeit die positiven Faktoren”. Außerdem gebe es eine natürliche Verlangsamung des Beschäftigungsaufbaus infolge der demografischen Veränderung. Einzelhandel setzt mehr umNoch sorgt der robuste Arbeitsmarkt für volle Kassen bei den Einzelhändlern. Diese setzten im Februar kalender- und saisonbereinigt real 0,9 % mehr um als im Vormonat. Nominal beträgt das Plus laut vorläufiger Daten des Statistischen Bundesamtes 1,1 %. Von Januar bis Februar stiegen die Einzelhandelsumsätze um 4,6 % im Jahresvergleich. Der Branchenverband HDE erwartet für das Gesamtjahr ein Wachstum von 2 % auf 535,5 Mrd. Euro.