Frühlingserwachen in der chinesischen Industrie

Einkaufsmanagerindizes bringen positive Überraschung - Offizieller PMI wieder über Expansionsschwelle

Frühlingserwachen in der chinesischen Industrie

nh Schanghai – An der chinesischen Werkbank scheint der Frühling ausgebrochen zu sein. Es zeichnet sich eine gänzlich unerwartete Aufhellung der Perspektiven für die chinesische Konjunktur ab. Entgegen den Erwartungen der Experten zeigen die neuesten Einkaufsmanagerdaten beziehungsweise Purchasing Managers Indices (PMI) für den Monat März deutlich nach oben.Der vom Statistikbüro verbreitete offizielle Einkaufsmanagerindex für die chinesische Industrie kletterte von 49,0 Punkten im Februar auf nunmehr 50,2 Zähler und liegt damit wieder über der sogenannten Expansionsschwelle, die einen Anstieg der Aktivität im Industriesektor im Vergleich zum vorangegangenen Monat signalisiert. Der offizielle Index ist nun erstmals seit acht Monaten wieder auf oder über dieser 50-Punkte-Schwelle. Auch der Caixin Manufacturing PMI, eine separate Einkaufsmanagererhebung, die mehr auf den Privatsektor und mittelständische Firmen abstellt, zeigt eine eindeutige Verbesserung. Hier sprang das Barometer von 48,0 auf 49,7 Punkte sehr kräftig an, was für eine Erholung im Industriesektor auf breiterer Front spricht. Flottere DienstleistungenFür weitere gute Nachrichten sorgte am Freitag auch der offizielle Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor, der nach einem Knick im Februar nun wieder kräftig von 52,7 auf 53,8 Punkte zulegte und auf einen gewohnt hohen Stand zurückfand. Analysten sehen die jüngsten Daten als einen möglichen Beleg dafür an, dass die in den letzten Monaten forcierten Stimuli der chinesischen Regierung via geld- und fiskalpolitische Impulse endlich Wirkung zu zeigen beginnen.An den Finanzmärkten fiel die Reaktion auf die neuen chinesischen Konjunkturdaten allerdings eher verhalten aus. An den Börsen in Schanghai und Shenzhen kam es nur zu einer Seitwärtsbewegung, während die Märkte in Europa und in Japan nach unten tendierten.Bei den Analysten ist man sich noch uneins, ob die neuen Einkaufsmanagerdaten nur eine Momentaufnahme darstellen und noch eine vom chinesischen Neujahrsfest herrührende Verzerrung vorliegt oder aber die chinesische Wirtschaft nach einem lange andauernden Schwungverlust nun tatsächlich so etwas wie einen frühlingshaften Aufschwung erlebt.Als positiver Faktor hatte sich zuletzt ein Anziehen der Immobilieninvestitionen – und damit verbunden eine Belebung der Baukonjunktur – bemerkbar gemacht. Auch gibt es Hoffnung, dass sich die Außenhandelsflanke wieder normalisiert, nachdem es in den ersten Monaten des neuen Jahres zu einem regelrechten Einbruch der Exporte und einer schwachen Entwicklung der Importe gekommen war. Die chinesische Regierung hatte kürzlich auf dem Volkskongress und bei der Verabschiedung eines neuen Fünfjahresplans klare Signale gegeben, dass sie das nunmehr auf mindestens 6,5 % veranschlagte Wachstumsziel für die Wirtschaft der kommenden Jahre mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen gedenkt. Noch reichlich SkepsisBei den China-Ökonomen überwiegt allerdings noch die Skepsis zur diesjährigen Konjunkturperformance. Zuletzt hatte die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) ihre Prognose für das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 6,7 auf 6,5 % zurückgenommen. Beim Internationalen Währungsfonds (IWF) werden gegenwärtig nur 6,3 % BIP-Wachstum für 2016 veranschlagt. Neue Erkenntnisse dürfte die Vorlage des chinesischen BIP-Wachstums im ersten Quartal bringen. Die Zahl wird zusammen mit den Daten zu Industrieproduktion, Anlageinvestitionen und Einzelhandelserlösen am 15. April gezeigt.