Für den Arbeitsagentur-Chef ist die Welt in Ordnung
Von Archibald Preuschat, FrankfurtDetlef Scheele ist Hamburger und darum so manchen Sturm gewohnt. Vielleicht ist das der Grund, warum der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA) einen unerschütterlichen Optimismus an den Tag legt. Vielleicht liegt es auch daran, dass der 63-Jährige schon weiß, dass er am morgigen Freitag bei Vorlage des Arbeitsmarktberichtes für den Februar wieder aus seiner Sicht gute Zahlen vorlegen kann. Vielleicht ist es auch eine Mischung aus beidem.”Es lohnt sich, sich zu vergewissern, was los ist, und was nicht los ist.” Mit diesen Worten beginnt Scheele seinen Vortrag vor dem Managerkreis Rhein-Main der Friedrich-Ebert-Stiftung. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China, der Brexit, “von dem noch niemand weiß, wie er ausgeht”: “Ja klar, das alles sorgt für Verunsicherung.” Das Coronavirus? Da wisse er auch nur, was in den Zeitungen steht. An seinem Gesichtsausdruck ist deutlich abzulesen, dass man auch nicht alles glauben solle, was so in der Zeitung steht. Der Strukturwandel? Natürlich, er beginne, aber gegenwärtig liefen die Autos mit Verbrennungsmotor noch “astrein, und je größer, umso besser”, fügt der ehemalige SPD-Politiker noch hinzu.Sicher, die Zahl der neu geschaffenen Stellen nimmt ab, ist “aber immer noch überdurchschnittlich”. Ja, die Arbeitslosigkeit, die unter Scheeles Ägide an der Spitze der Nürnberger Bundesagentur im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung gesunken ist, steigt wieder. “Aber das ist kein Problem”, versichert Scheele. “Weit entfernt” sei man von der Situation 2014 und “noch weiter entfernt” von derjenigen 2008/2009 nach der Finanz- und Wirtschaftskrise. “Wir haben keine Konjunkturkrise”, betont Scheele mit fester Stimme. Für einen sturmerprobten Hamburger muss da doch noch ein bisschen mehr kommen.Zwar werden gerade im Bereich der Zeitarbeit Arbeitsplätze abgebaut, und Scheele erkennt durchaus an, dass Zeitarbeit eine “wichtige Funktion” hat, Arbeitslose wieder auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren, doch wer einen unbefristeten Vertrag hat, den glaubt der BA-Chef sicher davor, Kunde bei seiner Agentur zu werden. “Der Arbeitsmarkt koppelt sich ab von der konjunkturellen Entwicklung. Das Entlassungsrisiko ist so gering, wie es noch nie war”, meint Scheele. Denn Arbeitgeber würden auch in konjunkturell schwächeren Zeiten an ihren Mitarbeitern festhalten. Würden Firmen erst mal entlassen, wüssten sie nämlich nicht, ob sie auf den Punkt genau wieder neue Arbeitskräfte finden würden.Für Scheele stellen nämlich nicht Arbeitslose, sondern unbesetzte Arbeitsstellen das größere Problem dar. Daher gelte es, das “inländische Erwerbspotenzial mit allen Mitteln auszuschöpfen, auch mit unkonventionellen”. Auch die Digitalisierung ist für den BA-Chef kein Schreckgespenst. Sie ist auch eine Chance für Deutschland, so gibt Scheele die vorherrschende Meinung in der BA wieder. Zwar könnten 1,5 Millionen Jobs verloren gehen, dafür würden aber auch 1,5 Millionen neue geschaffen. “Da muss man nur gucken, dass man keinen verliert”, so Scheele und fügt hinzu, dass es nicht weniger Arbeit geben werde, nur eben etwas anspruchsvollere. Vor der notwendigen Qualifikation graut es Scheele nicht, er sieht die Arbeitsagentur dafür gut gerüstet.Alles also kein Grund zur Beunruhigung, oder in Scheeles Worten: “Es ist ein ganz optimistisches Bild für 2020 – und für 2021 auch.” Morgen kann er mit dem neuesten Arbeitsmarktbericht belegen, dass er kein Zweckoptimist ist.——Handelskonflikte, Brexit, Coronavirus? Egal, alles ist gut!——