G20-Ländern droht Abschwächung
Um steigenden Risiken für das Weltwirtschaftswachstum entgegenzuwirken, müssen nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) die G20-Länder die Bereitschaft zu einer expansiven Haushaltspolitik demonstrieren, Strukturreformen vorantreiben und Notenbanken an der Niedrigzinspolitik festhalten.det Washington – Abwärtsrisiken für die G20-Wirtschaften sieht der IWF in den andauernden und ungelösten Handelskonflikten, eskalierenden geopolitischen Unruhen und steigender Verschuldung sowohl der Staaten als auch im Privatsektor. Angesichts der daraus resultierenden, erkennbaren konjunkturellen Abschwächung gelte es in den führenden Industrienationen und Schwellenländern nun, sich enger abzusprechen und politische Prioritäten sorgfältig abzuwägen.In einem neuen Bericht im Vorfeld der Jahrestagung des IWF und der Weltbank zeichnet der Fonds ein eher düsteres Bild für die globale Konjunktur. Demnach würde in vielen der G20-Länder die Wirtschaft noch langsamer wachsen als im vergangenen Jahr. Möglich sei zwar, dass 2020 die Wirtschaftsleistung auf globaler Ebene wieder leicht zulegt. Gleichwohl werden die Risiken einer noch deutlicheren Abschwächung als hoch eingeschätzt.Bedenklich ist laut IWF insbesondere die Schwäche der Unternehmensinvestitionen in vielen Ländern, aber vor allem in den USA, insbesondere im verarbeitenden Gewerbe, wo weitere Einbußen bevorstehen könnten. Zu erwarten sei außerdem, dass in mehreren Industrienationen, vor allem in der Eurozone, die Exportwirtschaft unter der weltweit schwächeren Nachfrage leiden wird. Konjunkturrisiko BrexitIn Europa könnte zudem ein ungeordneter Brexit vor allem kurzfristig negativ auf die Konjunktur durchschlagen. Zudem werde es auf mittlere Frist gesehen beim Festhalten am politischen Status quo nicht möglich sein, dem wachsenden Einkommens- und Vermögensgefälle in den G20-Staaten entgegenzuwirken.Um einer möglichen Krise vorzubeugen, stellt der Fonds einen umfassenden Maßnahmenkatalog vor, der auf dauerhaftes und ausgewogenes Wachstum abzielt, von dem auch die Mittelklasse und Bezieher geringerer Einkommen profitieren würden. Zentrale Bedeutung wird darin der Handelspolitik eingeräumt. Nur über die Behebung von Handelsschranken, neben neuen Einfuhrzöllen auch zahlreichen nichttarifären Handelsbarrieren, könnten Unternehmen animiert werden, ihre Investitionstätigkeit wieder auszuweiten.Ein moderneres, stabiles und transparentes Welthandelssystem würde sowohl über Unternehmensinvestitionen als auch höhere Konsumausgaben einen wichtigen Beitrag zu stärkerem Wachstum leisten, heißt es. Begleitet werden müsste dies allerdings von effizienterer Steuereintreibung, einem robusteren System zur Besteuerung multinationaler Konzerne und dem Abschluss jener regulatorischen Reformen, die im Gefolge der globalen Finanzkrise eingeleitet worden waren. Neue Ausgabenprogramme Einen konjunkturbelebenden Effekt könnten ferner staatliche Ausgabenprogrammen, darunter Infrastrukturinvestitionen, Sozialprogramme und automatische Stabilisatoren in jenen Ländern entfalten, die über den notwendigen haushaltspolitischen Spielraum verfügen. Erhebliche Flexibilität, um die Ausgaben zu erhöhen, haben laut IWF Deutschland, Korea und Australien.Geringen fiskalischen Spielraum haben demnach Italien und mehrere der Schwellenländer innerhalb der Zwanzigergruppe. Zudem legt der Bericht den USA, Spanien, Frankreich und Italien nahe, auf fiskalische Expansion zu verzichten und stattdessen auf einen Abbau der Staatsschulden hinzuwirken.Zu den wichtigsten strukturpolitischen Anliegen zählt der Währungsfonds Produkt- und Arbeitsmarktreformen, die Innovation vorantreiben und die Partizipationsrate am Arbeitsmarkt erhöhen. Unumgänglich seien auch Schritte zur Stärkung des Finanzsystems. Dazu zählen striktere Finanzmarktregulierung in China und antizyklische Kapitalpolster für europäische Banken. Um mittelfristige Risiken für die Intaktheit des Finanzsystems zu minimieren, müssten ferner die Banken rigorosen Stresstests unterzogen werden und deren Bilanzbereinigung vorangetrieben werden.