HANDELSSTREIT

Geburtstagsgeschenk

Hauptsache, sie sprechen wieder miteinander. An den Finanzmärkten herrscht erst einmal eitel Freude über das Anberaumen einer neuen offiziellen Verhandlungsrunde zwischen den Handelsstreithähnen China und USA. Irgendwann Anfang Oktober will man sich...

Geburtstagsgeschenk

Hauptsache, sie sprechen wieder miteinander. An den Finanzmärkten herrscht erst einmal eitel Freude über das Anberaumen einer neuen offiziellen Verhandlungsrunde zwischen den Handelsstreithähnen China und USA. Irgendwann Anfang Oktober will man sich auf hoher ministerieller Ebene wieder einmal am Verhandlungstisch Auge in Auge sehen. Freilich werden die Erfolgsaussichten auf eine den bilateralen Konflikt tatsächlich entschärfende Handelsvereinbarung immer geringer eingeschätzt. Schließlich ist es gerade in den letzten Wochen zu einem atemberaubenden Stakkato von neu verhängten oder angekündigten Strafzöllen der USA, Gegenzöllen der chinesischen Seite und in Reaktion darauf nochmals erhöhten Strafsätzen der Amerikaner gekommen.Andererseits steht nun immer mehr auf dem Spiel. In den USA wähnt man die Exportnation China als größeren Verlierer einer weitergeführten Zollschlacht, spürt aber gleichzeitig, dass die mittlerweile verhängten Straftarife eine Höhe erreicht haben, die an der heimischen Konsumfront größeres Unheil anzurichten droht. Aus ökonomischen Erwägungen heraus ist man bereits an einem Punkt angelangt, an dem ein Weiterdrehen der Strafzollspirale beiden Seiten wachsende Nachteile bringen wird und die bereits immer sichtbarer werden. Auch für US-Präsident Donald Trump wird es riskanter, auf der Suche nach einem großartigen Deal an der bisherigen Masche mit immer neuen Strafzolldrohungen festzuhalten.Aus chinesischer Perspektive haben sich die USA als immer unzuverlässigerer Dialogpartner erwiesen, der auf das Scheitern der sofortigen Durchsetzung von besonders aggressiven Verhandlungspunkten und geforderten Konzessionen mit Abbruch von Gesprächen und neuen Strafzollsalven reagiert hat. Für einen Durchbruch bei den Verhandlungen braucht es diesmal eine vertrauensstiftende Maßnahme. Die neuen Gespräche sind zeitlich noch nicht genau fixiert, aber für Anfang Oktober in Erwägung gezogen. Just zum 1. Oktober, dem chinesischen Nationalfeiertag und diesmal auch 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik, soll die nächste US-Strafzollrunde wirksam werden. Das ist als Affront gedacht und lässt sich überdenken. Nun sollten die USA über einen einstweiligen Aufschub oder Verzicht auf die Strafmaßnahme mit einem Geburtstagsgeschenk vorstellig werden. Das würde in Peking auf große Resonanz treffen und der Dialogrunde im Oktober einen ganz neuen Dreh verpassen.