KOMMENTAR

Gefährliche Debatte

Es ist eine Premiere im französischen Präsidentschaftswahlkampf: Am Montagabend stellen sich die fünf wichtigsten Kandidaten - François Fillon, Benoît Hamon, Marine Le Pen, Emmanuel Macron und Jean-Luc Mélenchon - einer öffentlichen Fernsehdebatte....

Gefährliche Debatte

Es ist eine Premiere im französischen Präsidentschaftswahlkampf: Am Montagabend stellen sich die fünf wichtigsten Kandidaten – François Fillon, Benoît Hamon, Marine Le Pen, Emmanuel Macron und Jean-Luc Mélenchon – einer öffentlichen Fernsehdebatte. Wie sie sich darin geben, kann über den Wahlausgang entscheiden. Denn fünf Wochen vor der ersten Wahlrunde sind die französischen Wähler unentschlossener denn je. So sind laut einer gerade von dem Forschungsinstitut Cevipof für “Le Monde” durchgeführten Umfrage nur noch 66 % der Franzosen sicher, am 23. April wirklich wählen zu gehen. Zudem haben bereits bei den Vorwahlen der Republikaner und der Sozialisten jene Kandidaten gewonnen, die bei TV-Debatten am meisten überzeugt haben.Die Gefahr ist groß, dass Front-National-Chefin Le Pen gestärkt aus der Debatte hervorgeht, ihr parteiunabhängiger Konkurrent Macron dagegen geschwächt. Denn zum einen beherrscht Le Pen ihre Rhetorik bei öffentlichen Auftritten erschreckend perfekt. Zum anderen haben fast alle Präsidentschaftsbewerber ihre Kandidatur auf der Annahme aufgebaut, dass die Front-National-Chefin in die Stichwahl am 7. Mai kommt. Da sie davon ausgehen, dass derjenige, der gegen Le Pen in der zweiten Runde antreten kann, gewinnen wird, besteht ihre Strategie nun vor allem darin, sich gegenseitig zu bekämpfen. Für Ex-Wirtschaftsminister Macron, der in den Umfragen derzeit hinter Le Pen an zweiter Stelle liegt, droht die Debatte insofern gefährlich zu werden.Denn sowohl der sozialistische Kandidat Hamon als auch sein konservativer Konkurrent Fillon werden alles daransetzen, um ihn öffentlich auszustechen. Fillon, der dringend Wähler des Zentrums dazugewinnen muss, wird versuchen, Macron wie eine Neuauflage von Präsident François Hollande aussehen zu lassen. Hamon indes wird alles daransetzen, Macron mit dem Argument zu schwächen, dass er als parteiunabhängiger Kandidat nicht regieren kann, da er bei den Parlamentswahlen im Juni keine Mehrheit in der Nationalversammlung bekommen wird. Fillons und Hamons gemeinsamer Gegner heißt Macron. Das kann Le Pen ausnutzen. Denn die drei Konkurrenten, die in den Umfragen am dichtesten hinter ihr liegen, könnten sich bei der Debatte gegenseitig ins Aus manövrieren, ohne dass sie dazu auch nur einen Finger krümmen muss.