Gegenwind für Fed-Tauben nimmt zu

US-Arbeitsmarktbericht zeigt fortgesetzte Erholung - Lohnplus aber gering

Gegenwind für Fed-Tauben nimmt zu

Von Sebastian Schmid, New YorkDer US-Jobmotor hat im Juli nicht ganz die erwartete Zugkraft entwickelt und im vergangenen Monat mit 215 000 Jobs 14 000 Stellen weniger geschaffen, als US-Volkswirte im Schnitt erwartet hatten. Allerdings wurden die Zahlen für Mai und Juni um 6 000 beziehungsweise 8 000 nach oben korrigiert, so dass in Summe über die drei Monate dann exakt so viele Jobs entstanden wie prognostiziert.Noch wichtiger als die Summe der neuen Stellen dürfte der Fed vor der kommenden Zinssitzung indes die Breite des Zuwachses über alle Branchen sein. Nur im Bergbau sank die Zahl der Arbeitsplätze laut Wirtschaftsministerium. In allen anderen Sektoren wurden entweder neue Stellen geschaffen oder zumindest das bestehende Niveau gehalten.Die Stundenlöhne sind zum Vorjahresmonat im Schnitt um 2,1 % gestiegen. Eine Verbesserung ist damit zwar festzustellen. Die Lohnentwicklung bleibt aber trotz der anhaltend niedrigen Arbeitslosenquote von 5,3 % eher schwach. Für die Fed wird damit das größte Dilemma vor der erwarteten Zinsanhebung wohl nicht mehr aufgelöst. Die Inflation dürfte sich weiterhin kaum dem Zielwert von 2 % nähern. Zuletzt waren die Verbraucherpreise 38 Monate in Folge um weniger als 2 % zum Vorjahresmonat gestiegen und haben damit das Inflationsziel bereits über drei Jahre nicht einmal gestreift.Anfang der abgelaufenen Woche waren die Preise der persönlichen Konsumausgaben laut Wirtschaftsministerium nur um 0,1 % gestiegen. Selbst um die volatilen Lebensmittel- und Benzinpreise bereinigt betrug die Inflation nur 1,3 %.In der kommenden Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) müssen die Fed-Vertreter damit erneut abwägen, ob sie der positiven Arbeitsmarktsituation mehr Gewicht beimessen und die Zinsen anheben – oder wegen der schwachen Inflation noch einmal abwarten. Letzteres wird aus Sicht vieler Ökonomen allerdings immer unwahrscheinlicher. Der Markt sei, so gut es eben gehe, auf einen Zinsschritt vorbereitet.Sollten die FOMC-Mitglieder abwarten wollen, bis sich das Wachstum am Arbeitsmarkt und bei den Löhnen deutlich beschleunigt, müsste der Zinsschritt für dieses Jahr wohl abgesagt werden. Angesichts der Rahmenbedingungen mit der Wachstumsschwäche in China und dem starken Dollar zeigt sich die US-Wirtschaft erstaunlich robust. Will sich die Fed ihren Handlungsspielraum erhalten, muss sie im September agieren. Die Chance dazu hat ihr der jüngste Arbeitsmarktbericht zumindest nicht genommen. Fällt der Bericht für August ähnlich aus, dürften es die Tauben in der Fed schwer haben, noch einmal die Oberhand zu behalten.