wü Paris – Die französische Protestbewegung der Gelbwesten will bei den Europawahlen im Mai mit einer eigenen Liste antreten. Angeführt werden soll sie von Ingrid Levavasseur, einer 31-jährigen Krankenpflegerin aus der Normandie, die dem moderaten Flügel der Gilets Jaunes angehört. Bisher umfasst die Liste der Gelbwesten, die unter dem Namen “Bewegung der Bürgerinitiative” (Rassemblement d’initiative citoyenne, RIC) auftritt, zehn Kandidaten im Alter von 29 bis 53 Jahren, darunter Chefs von kleinen Firmen, Juristen, Beamte und Hausfrauen. Bis Mitte Februar sollen die erforderlichen 69 weiteren Kandidaten dazukommen. “Wir wollen nicht mehr den Entscheidungen der europäischen Behörden, den Diktaten der Finanzkaste und Technokraten unterworfen sein, die das Wesentliche vergessen haben: Menschen, Solidarität und den Planeten”, heißt es in der Mitteilung von RIC.Die Mitte November auf sozialen Netzwerken wie Facebook entstandene Protestbewegung gilt als zersplittert. Teile von ihr sollen rechts- und linksextremen Bewegungen nahestehen. Italiens Vizepremier und 5-Stelle-Chef Luigi Di Maio hatte den französischen Gelbwesten Anfang des Monats angeboten, den Blog seiner Partei als Plattform zu nutzen. Laut einer am Mittwoch von Elabe veröffentlichten Umfrage käme eine Gelbwesten-Liste bei den Europawahlen in Frankreich mit 13 % der Stimmen auf den dritten Platz hinter der Partei von Präsident Emmanuel Macron, La République en Marche, und der rechtsextremen Partei von Marine Le Pen, die inzwischen von Front National in Rassemblement national umbenannt wurde. Macrons Partei käme auf 22,5 % und Le Pens auf 17,5 %.