Gemischte Signale für die EZB von der Preisfront
ms Frankfurt - Das neue Jahr beginnt für die Europäische Zentralbank (EZB) mit gemischten Signalen von der Preisfront: Die Inflation im Euroraum schwächte sich im Dezember erneut deutlich und auch stärker als erwartet ab, wie Eurostat am Freitag mitteilte. Die Teuerungsrate gab vor allem bedingt durch einen schwächeren Energiepreisanstieg von 1,9 % im November auf 1,6 % im Dezember nach. Volkswirte hatten zuletzt mit 1,7 % gerechnet und nur kurz zuvor sogar noch mit 1,8 %. Die Inflation entfernt sich damit vom mittelfristigen EZB-Ziel von unter, aber nahe 2 %. Dieser Trend könnte in den nächsten Monaten sogar anhalten.Zugleich verharrte aber die Kernrate ohne Energie und Lebensmittel im Dezember wie von Ökonomen erwartet bei 1,0 %. Die Kernrate gilt als besserer Indikator für den zugrunde liegenden Preisdruck, und sie steht aktuell auch bei der EZB im besonderen Fokus. Die stabile Kernrate im Dezember zusammen mit dem anziehenden Lohnwachstum könnte die Hoffnung der Euro-Hüter nähren, dass der inländische Preisdruck in den nächsten Monaten anzieht und so mittelfristig das Inflationsziel von knapp 2 % erreicht wird.Die EZB befindet sich aktuell in einer heiklen Phase. Zum Jahresende hat sie ihre vor allem in Deutschland heftig umstrittenen Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) eingestellt. Seit März 2015 hatte sie Wertpapiere, vor allem Staatsanleihen, im Wert von 2,65 Bill. Euro erworben, um das Wachstum und die lange deutlich unter Ziel liegende Inflationsrate anzukurbeln. In den nächsten Wochen und Monaten dürfte nun die Debatte über eine mögliche erste Zinserhöhung im Euroraum Fahrt aufnehmen. Bislang hat der EZB-Rat nur avisiert, "mindestens über den Sommer" an den rekordniedrigen Leitzinsen festzuhalten. Der Leitzins liegt bei 0 %, der Einlagensatz sogar unter null, bei -0,4 %.Zugleich hat sich aber zuletzt die Euro-Wirtschaft merklich und deutlicher als zunächst gedacht abgekühlt. Am Freitag teilte das Forschungsinstitut Markit mit, dass die Unternehmensstimmung in der Eurozone im Dezember auf ein Vierjahrestief gefallen ist. Der Einkaufsmanagerindex, der auf einer Unternehmensumfrage basiert, ging im Monatsvergleich um 1,6 Punkte auf 51,1 Zähler zurück. In einer ersten Schätzung waren 51,3 Punkte gemeldet worden. Hinzu kommt, dass es eine Vielzahl von Risiken gibt wie die globalen Handelsstreitigkeiten und die Turbulenzen an den Finanzmärkten. Zinsausblick im FokusViele Beobachter glauben inzwischen, dass die Leitzinsen 2019 gar nicht mehr steigen. Angesichts der schwächeren Konjunkturdaten hatten Ende 2018 auch eine Reihe EZB-Ratsmitglieder signalisiert, dass die Zinsen notfalls noch länger nicht erhöht werden könnten als bislang gedacht. Dagegen hatte EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger gesagt, dass eine Zinserhöhung 2019 weiter möglich sei. Das hänge von der Inflationsentwicklung im ersten Halbjahr ab, sagte sie.Zu Jahresende 2018 gab die Teuerung nun deutlich nach. Haupttreiber dafür war erneut ein starker Rückgang des Energiepreisanstiegs infolge des jüngsten Ölpreisverfalls. Die Energiepreise verteuerten sich im Dezember gegenüber Vorjahr nur um 5,5 %. Im November hatte das Plus infolge des zwischenzeitlichen Ölpreisanstiegs noch bei 9,1 % und im Oktober gar bei 10,7 % gelegen. Das hatte auch die Inflationsrate insgesamt bis auf 2,2 % im Oktober getrieben. Viele EZB-Granden hatten zu der Zeit aber stets argumentiert, dass solche Ölpreiseffekte temporär seien und durch sie "hingeschaut" werden müsse. Die Frage ist, ob sie nun in die andere Richtung genauso argumentieren. Die Gesamtinflation könnte in den nächsten Monaten erst noch weiter nachgeben. Die Kernrate, die solche Effekte ausklammert, verharrte dagegen nun bei 1,0 %. Die Euro-Hüter setzen wie viele Volkswirte darauf, dass sie künftig anzieht - zumal sich das Lohnwachstum beschleunigt hat und so stark ist wie zuletzt in den 2000er Jahren. Das schlägt sich aber bislang noch nicht in der Inflation nieder. Viele Unternehmen scheuen zumindest bislang davor zurück, diese steigenden Kosten an die Verbraucher weiterzugeben - auch wegen der wirtschaftlichen Unsicherheit.