Kritik am Rentenpaket II

Generationenkapital ist ein „Tröpfchen auf den heißen Stein“

Die Rentenreform der Ampel-Koalition stößt auf Kritik. Experten bezweifeln, dass das Generationenkapital die Finanzprobleme der gesetzlichen Rente lösen kann.

Generationenkapital ist ein „Tröpfchen auf den heißen Stein“

Generationenkapital ist ein „Tröpfchen auf den heißen Stein“

Rentenexperten werten Kapitaldeckungseffekt als schwach

wf Berlin

Die Pläne der Ampel-Koalition zur Reform der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) stoßen bei Rentenexperten auf Kritik. Das Generationenkapital als neue kapitalgedeckte Komponente im gesetzlichen System werde nicht ausreichen, um die Finanzprobleme zu lösen. Dies wurde vor einer öffentlichen Anhörung des Bundestags-Sozialausschusses zum Rentenpaket II in Berlin in verschiedenen Stellungnahmen deutlich.

Deutlicher Beitragsanstieg

Das Rentenpaket schreibt ein Sicherungsniveau für die gesetzliche Rente von 48% des Durchschnittseinkommens bis Mitte 2040 fest. Die Rentenausgaben steigen damit von rund 375 Mrd. Euro im Jahr bis 2045 auf mehr als 500 Mrd. Euro, warnt der Bundesrechnungshof. Der aktuelle Beitragssatz von 18,6% muss schon 2028 weiter angehoben werden, 2045 dann auf 22,3%. Anders als die Ampel hält der Bundesrechnungshof den Anstieg nicht für vertretbar. „Die höheren Beitragssätze haben deutliche Mehrbelastungen für Beschäftigte sowie höhere Arbeitskosten für Unternehmen zur Folge“, schreiben die Kontrolleure der Bundesfinanzen. Verschiedene Rentenexperten beklagen, dass die Lasten damit der jüngeren Generation aufgebürdet würden.

Ohne das neue Generationenkapital würden die Beiträge bis 2045 sogar auf 22,7% steigen. Das kreditfinanzierte Kapital soll bis 2038 auf 200 Mrd. Euro wachsen und jährlich 10 Mrd. Euro Erträge zu den Rentenausgaben beisteuern. Der Staatsfonds Kenfo hält dies für machbar, wenn das Kapital ausschließlich renditeorientiert sowie ganz oder überwiegend in Aktien angelegt werde. Rentenexperten bewerten das Konzept verhalten.

Maßnahme darf nicht überschätzt werden

Für den Wirtschaftsweisen Martin Werding kann das Generationenkapital dazu beitragen, den Anstieg der Rentenbeitragssätze „ein wenig zu dämpfen“. Wegen des kurzen Anlagezeitraums hält er „die Angaben zur Stärke solcher Effekte für nicht verlässlich“. Das Generationenkapital reiche bei Weitem nicht aus, um den Beitragsanstieg durch das Sicherungsniveau von 48% zu kompensieren. Es dafür schneller und stärker auszubauen, kann Werding zufolge aus ökonomischer Sicht an Grenzen stoßen: So könne die Kreditnachfrage zur Aufstockung des Generationenkapitals die dafür zu zahlenden Zinsen beeinflussen oder Kreditgeber könnten zum Schluss kommen, dass die Bonität deutscher Staatsschuldtitel von der Entwicklung der internationalen Aktienmärkte abhängt.

Auch der Wirtschaftswissenschaftler und Rentenexperte Axel Börsch-Supan ist skeptisch. „Das Generationenkapital ist ein Tröpfchen auf den heißen Stein“, schreibt er in seiner Stellungnahme. Langfristig drücke es den Beitragssatz selbst bei sehr optimistischen Annahmen nur um gut einen Drittelprozentpunkt. 200 Mrd. Euro Kapital entspräche 5% des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Zum Vergleich: Das Altersvorsorgekapital Dänemarks und der Niederlande liege bei jeweils ca. 200% des BIP.

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