Genussmittel und Energie treiben Euro-Inflation
arp Frankfurt – Das Leben in der Eurozone ist im Dezember teurer geworden. Nach einer Schnellschätzung der EU-Statistikbehörde Eurostat vom Dienstag betrug die jährliche Inflationsrate im Dezember 1,3 %, das sind 0,3 Prozentpunkte mehr als noch im November. Für die Europäische Zentralbank (EZB), die jedoch eine Teuerung von “unter, aber nahe 2 %” anstrebt, sind das trotzdem keine guten Nachrichten. SchwankungsanfälligkeitEs sind nämlich vor allem die schwankungsanfälligen Komponenten, die die Verbraucherpreise im Schlussmonat des Jahres ansteigen ließen. Ausschlaggebender Faktor sind dabei die Energiepreise. Sie haben sich seit August vergangenen Jahres kontinuierlich verbilligt – in der Spitze im November um 3,2 %. Im Dezember setzte eine Gegenbewegung ein. Eurostat geht von einem Anstieg um 0,2 % aus. Auch Lebensmittel, Alkohol und Tabak sind teurer geworden, im Dezember auf das Jahr hochgerechnet um 2,0 % und damit noch einmal 0,1 Prozentpunkte mehr als im November. Eine stärkere Preissteigerung gab es mit 2,1 % zuletzt im August. Hingegen fiel die Preissteigerung bei Dienstleistungen mit einer jährlichen Rate von 1,8 % etwas geringer aus als die 1,9 % im November. Industriegüter ohne Energie verteuerten sich unverändert um 0,4 %.Die Kernrate freilich, welche die schwankungsanfälligen Preise für Lebens- und Genussmittel sowie Energie ausklammert, verharrte im Dezember unverändert zum November bei einer annualisierten Rate von 1,3 %. Das ist zwar aus Sicht der EZB eine leichte Verbesserung. So war die Kernrate im Juli und August des vergangenen Jahres sogar unter die 1-Prozent-Marke gesunken. Es gebe aber keinen Grund, euphorisch zu werden, warnt Bert Colijn, Senior Economist für die Eurozone bei der niederländischen ING, in einer Einschätzung. Denn es gebe kein Umfeld, in dem der Kostendruck zunehme, sagt der Analyst. VerzerrungMarco Wagner, Senior Economist bei der Commerzbank, weist zudem darauf hin, dass die unterliegende Teuerungsrate im Dezember nach oben verzerrt war. Wagner hebt dabei auf die in Deutschland geänderte Berechnungsmethode bei den Preisen für Pauschalreisen ab. Er geht davon aus, dass dieser Effekt die Kernrate um 0,1 Prozentpunkte nach oben verzerrt hat. Da diese Verzerrung im laufenden Jahr wegfällt, sollte nach Wagners Erwartung die Kernteuerungsrate um die 1,2 % schwanken. “Zwar scheint es den Unternehmen in einzelnen Ländern wie Deutschland und den Niederlanden inzwischen zu gelingen, einen Teil der höheren Lohnkosten auf die Verbraucher zu überwälzen. Für den Euroraum als Ganzes erwarten wir angesichts der schwächelnden Konjunktur keine spürbare Verstärkung des unterliegenden Preisauftriebs”, schreibt der Commerzbank-Analyst in seiner Studie. Iran-USA-KonfliktDer seit Jahresbeginn aufgeflammte Konflikt zwischen dem Iran und den USA ist allerdings die große Unbekannte bei der Entwicklung der Verbraucherpreise im eben begonnen Jahr 2020. “Sollte der Konflikt anhalten oder gar eskalieren, (. . .) wäre mit deutlich höheren Ölpreisen und einer entsprechend höheren Inflationsrate zu rechnen”, heißt es in der Commerzbank-Studie. Inflationstreibende höhere Ölpreise hat auch der ING-Ökonom Colijn im Hinterkopf. Ähnlich wie Wagner konstatiert er aber: “Ohne eine wesentliche Verbesserung des Geschäftsvertrauens und der Wachstumsaussichten erscheint ein anhaltendes bescheidenes Preiswachstum im Moment als das wahrscheinlichste Szenario.”