VOR DER IWF-TAGUNG

Globale Konjunktur nimmt Fahrt auf

Währungsfonds warnt vor eskalierenden Handelskonflikten und den Folgen steigender Schulden

Globale Konjunktur nimmt Fahrt auf

Die globale Konjunktur wird dieses und kommendes Jahr weiter an Fahrt gewinnen, sagt der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem Weltwirtschaftsausblick (WEO) voraus. Mittelfristig lauern aber Gefahren, die das Wachstum wieder drücken werden.det Washington – Gestützt von den Industrieländern, die kurzfristig ihr Potenzialwachstum überschreiten werden, hat sich der globale Konjunkturaufschwung weiter beschleunigt, sagt der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem Weltwirtschaftsausblick (WEO). Mittelfristig aber werde er wieder an Dynamik verlieren. Zu den größten Risiken zählt der IWF eskalierende Handelskonflikte sowie steigende Staatsschulden und Produktivitätseinbußen. Industrieländer wachsen flottIm laufenden und auch im kommenden Jahr wird die Weltwirtschaft um jeweils 3,9 % wachsen, sagt der WEO voraus. Im vorigen Jahr hatte sie um 3,8 % zugelegt. Verglichen mit dem Konjunkturbericht vor einem halben Jahr wurde die Prognose für die globale Konjunktur damit um 0,2 Prozentpunkte nach oben korrigiert. Wesentlich deutlicher fielen die Revisionen für die Industrieländer aus, in denen die Wachstumsrate dieses Jahr um 0,5 Prozentpunkte und 2019 um 0,4 Prozentpunkte über den im Oktober unterstellten Werten liegen wird. Entscheidende Beiträge kommen von kräftigerem Wachstum in der Eurozone, Japan, China und den USA sowie einigen rohstoffexportierenden Staaten. Auch stellt der Bericht fest, dass die Erholungen in Brasilien, Mexiko sowie den europäischen Schwellenländern die Erwartungen übertroffen haben. Obwohl ein so kräftiger Aufschwung zuletzt unmittelbar nach der globalen Finanzkrise zu beobachten war, warnt der WEO vor einer Serie von Abwärtsrisiken. Als positive Begleiterscheinung werde der Konjunkturaufschwung zwar die Investitionstätigkeit weiter ankurbeln. Zudem schaffe das günstige wirtschaftliche Umfeld die Voraussetzungen für eine beschleunigte Normalisierung der Geldpolitik. Gleichzeitig erreichen die Schuldenstände in einigen Ländern aber besorgniserregende Höhen und machen fiskalische Puffer notwendig. Zwar werden sich während der kommenden Quartale Abwärtsrisiken und die Chancen einer weiteren Beschleunigung die Waage halten. Über die kurze Frist hinaus sieht der IWF aber unausweichliche konjunkturelle Gefahren, vor allem für die Industrieländer, in der alternden Bevölkerung sowie zu geringen Produktivitätssteigerungen. Dass die US-Regierung ausgerechnet in einer Zeit annähernder Vollbeschäftigung eine expansive Fiskalpolitik betreibt, könnte die US-Notenbank zwingen, schneller als geplant an der Zinsschraube zu drehen. Höhere Zinsen würden aber sowohl Haushalte als auch Staaten mit hoher Verschuldung belasten und könnten dort das Wachstum abwürgen.Als besonders gefährlich beschreibt der WEO die Gefahr eskalierender Handelskonflikte und die Möglichkeit, dass Globalisierung und Handelsliberalisierung in zunehmendem Maße Protektionismus weichen. Betont werden dabei die US-Strafzölle gegen China und die von Peking angekündigten Vergeltungsschritte. Weitere Risiken werden in den andauernden geopolitischen Spannungen, den wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels sowie der ständigen Gefahr neuer Cyberattacken gesehen. Reformen angemahntUm die Abwärtsrisiken in Schach zu halten, fordert der IWF daher, dass Strukturreformen durchgeführt werden, die auf höhere Produktivität, mehr Inklusion und eine Verringerung des Einkommensgefälles abzielen. Länder mit niedrigen Inflationsraten sollten an ihrer akkommodierenden Geldpolitik festhalten, dort, wo die Teuerungsrate sich aber dem Inflationsziel nähert, sollte die Normalisierung voranschreiten. Länder wie Deutschland, die über einen Handelsüberschuss ebenso wie haushaltspolitischen Spielraum verfügen, sollten verstärkt in Infrastrukturprogramme investieren, um die Binnennachfrage anzukurbeln. Neben weiteren Maßnahmen zur Verbesserung der Finanzstabilität betont der Bericht auch die Notwendigkeit, Handelsbarrieren abzubauen und einer Verschärfung protektionistischer Tendenzen entgegenzuwirken.