Weltwirtschaft

Globale Spaltung sorgt den IWF

Die Weltwirtschaft erholt sich nach Auffassung des Internationalen Währungsfonds (IWF) mit sehr solidem Tempo von den Folgen der Corona-Pandemie.

Globale Spaltung sorgt den IWF

det Washington

Während sich die Weltwirtschaft mit unverändert hohem Tempo von den Folgen der Corona-Pandemie erholt, hat sich das konjunkturelle Gefälle zwischen Industrieländern auf der einen Seite und Schwellen- und Entwicklungsländern auf der anderen Seite weiter vergrößert. Das geht aus dem ak­tualisierten Weltwirtschaftsausblick des Internationalen Währungsfonds (IWF) hervor. Darin benennt der IWF unterschiedliche Impffortschritte als eine der Ursachen des unebenen globalen Aufschwungs. Entscheidend sei aber auch der deutlich größere Umfang der Konjunkturpakete, die in den Industriestaaten allein dieses Jahr 4,6 Bill. Dollar erreichen werden, heißt es.

Wachstumsprognose intakt

Im Vergleich dazu seien die Konjunkturprogramme in vielen Schwellenländern, die nun daran arbeiten, ihre fiskalischen Puffer aufzubauen, bereits 2020 ausgelaufen, heißt es weiter. Auch weisen die IWF-Ökonomen auf die dämpfende Wirkung der geldpolitischen Straffungen in Ländern wie Russland, Brasilien und Mexiko hin. Die dortigen Währungshüter haben die Leitzinsen erhöht, zum Teil mehrmals, um die steigende Inflation in Schach zu halten.

Wie bereits im April erwartet der Fonds jedenfalls, dass die globale Wirtschaftsleistung dieses Jahr um 6,0% zunehmen wird. Angeführt von den USA mit einem Plus von 7,0%, werde insbesondere die Erholung in den Industrienationen weiter an Schwung gewinnen. In der Eurozone erwartet der IWF eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um 4,6%, für Deutschland rechnet er 2021 mit einem Wachstum von 4,6%. Für die Industrieländer als Gruppe schraubte der Fonds seine Prognose um 0,5 Prozentpunkte auf 5,6% nach oben und revidierte die erwartete Wachstumsrate in den ärmeren Ländern in demselben Umfang nach unten. Das wachsende Wohlstandsgefälle zeigt sich insbesondere am Pro-Kopf-Einkommen, welches die Pandemie in den Schwellenländern um 6,3% gedrückt hat, während in den Industrieländern lediglich ein Minus von 2,8% gemessen wurde, heißt es (siehe Grafik).

Staatsschulden im Blick

Breiten Raum widmet der IWF in der Aktualisierung des World Economic Outlook (WEO) den wachsenden Inflationssorgen, die seit dem Frühjahr deutlich zugenommen haben. Obwohl davon ausgegangen wird, dass die Preissteigerungen temporär sein werden, schließen die IWF-Ökonomen nicht aus, dass höhere Inflationsraten von Dauer sein und die Notenbanken zu einer Straffung ihrer Geldpolitik veranlassen könnten (siehe Bericht auf dieser Seite).

Um die Weltwirtschaft gegen die Folgen der Pandemie abzufedern, fordert der IWF nun verstärkte, multinationale Anstrengungen zur Verteilung der Corona-Impfstoffe. Länder mit Überschüssen an Impfstoffen sollten 1 Milliarden Dosen jenen Staaten zur Verfügung stellen, die unterversorgt sind. Nur so könne sichergestellt werden, dass die weltweite Impfquote dieses Jahr 40% erreicht. Auch müsse die Produktion der Impfstoffe beschleunigt werden. Handelsschranken, die der Verteilung der Vakzine im Wege stehen, müssten fallen. Sorgen gelten insbesondere jenen Schwellen- und Entwicklungsländern, die mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen haben. Umso wichtiger sei, dass die Neuzuteilung von 650 Mrd. Dollar an IWF-Sonderziehungsrechten rasch umgesetzt wird und vor allem ärmere Länder verstärkten Zugang zu den Ressourcen haben. Auch sollten Einnahmen aus einem CO2-Grenzausgleich genutzt werden, um Länder zu stützen, denen der Übergang zu erneuerbaren Energien Probleme bereitet.

Obwohl auf kurze Sicht Ausgabenprogramme zur Eindämmung der Pandemie im Mittelpunkt stehen müssten und Ressourcen dann verstärkt Infrastrukturinvestitionen so­wie dem Übergang zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft gewidmet werden, betont der IWF, dass Politiker auch die steigenden Staatsschulden im Auge behalten müssen. Länder mit haushaltspolitischem Spielraum sollten diesen einerseits zur Konjunkturbelebung nutzen. Eingebettet werden müssten Ausgabenprogramme aber in ein fiskalisches Rahmenwerk, das die Tragfähigkeit der Schulden sicherstellt. In vielen Ländern müssten unnötige Ausgabenprogramme gekürzt, Steuern effizienter eingetrieben und das Steuersystem progressiver ausgestaltet sein, so der IWF.

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