Globaler Aufschwung setzt sich fort

DZ Bank und Deka erwarten robustes Wachstum - GfK-Konsumklima stabil

Globaler Aufschwung setzt sich fort

Von Alexandra Baude, FrankfurtDie Chefökonomen der DZ Bank und der DekaBank halten den globalen Wirtschaftsaufschwung auch im kommenden Jahr für intakt, allerdings erwarten sie, dass die Dynamik nachlässt. Zwar drohten weiter politische Risiken, doch würden diese derzeit ausgeblendet. Die deutsche Wirtschaft befindet sich ihrer Ansicht nach in einem stabilen Aufwärtstrend – die Meinung einiger Ökonomen, die hierzulande bereits eine Überhitzung sehen, teilen sie aber nicht. Einig sind sie sich auch in der Einschätzung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die geldpolitische Wende hinauszögert.Für das kommende Jahr prognostiziert Stefan Bielmeier von der DZ Bank ein Wachstum der Weltwirtschaft von 3,8 %, Ulrich Kater von der Deka hat 3,7 % auf der Rechnung. Als Treiber des Wachstums nennt Bielmeier die unverändert robuste Konjunktur in Asien und die Wachstumsbeschleunigung in den USA. Dass sich die Weltwirtschaft unbeeindruckt von den “immensen politischen Risiken” zeige, liege auch daran, “dass viele Unsicherheitsfaktoren von Trump bis zur neuen chinesischen Wirtschaftspolitik de facto bislang folgenlos für die meisten Unternehmen geblieben sind”, erklärt Bielmeier. Laut Kater reagieren Unternehmen nicht auf abstrakte Ankündigungen mit einem “Big Bang”, es würden sich eher schleichende Veränderungen zeigen. “Die Teilnehmer in Wirtschaft und Finanzen sind robuster geworden gegenüber den vielfältigen politischen Unsicherheiten”, konstatiert Kater. Synchroner VerlaufWas ebenfalls neu ist: “Erstmals seit langem findet der weltweite Konjunkturaufschwung synchron statt”, so Kater. “So gering waren die Abweichungen zwischen den Ländern der Weltwirtschaft noch nie.” Dies erklärt er damit, dass es mit der Finanzkrise einen gemeinsamen Startpunkt gab. Anhalten werde diese Entwicklung aber nicht. Zusammen mit weiteren Anzeichen wie den zurückgehenden Leistungsbilanzungleichgewichten und der stabilen Aufwärtsbewegung deute dies auf einen andauernden, sich selbst verstärkenden Aufschwung hin. Für den Euroraum erwarten beide Banken ein Wachstum von 2,0 % im laufenden Jahr. Er bleibt laut Bielmeier dabei aber unter seinen Möglichkeiten. Zentrale Ursache dafür sei neben ersten Brexit-verursachten Bremsspuren das zu langsame Reformtempo in wichtigen Euro-Ländern wie Frankreich und Italien. Kater streicht hingegen heraus, dass selbst krisengeschüttelte Staaten wieder auf gutem Weg sind – er erwartet für Griechenland ein Wirtschaftswachstum von 3,2 % im Jahr 2018, für Irland 3,37% und für Portugal 2,0 %.Auch in Sachen Deutschland stimmen die beiden Chefvolkswirte überein: 2018 soll die Wirtschaft um 2,2 % wachsen, damit wäre der stabilste Aufschwung seit der Wiedervereinigung erreicht, so Kater. Eine Überhitzung, vor der etwa der Sachverständigenrat in seinem Herbstgutachten gewarnt hatte, sieht Bielmeier “definitiv noch nicht”.Kater macht aber Signale für ein Heißlaufen der Konjunktur aus, vor allem am Arbeitsmarkt: “Die Unternehmer klagen über Fachkräftemangel und Liefer- und Kapazitätsengpässe.” Aktuell liegt die Arbeitslosenquote mit 5,4 % im Oktober unterhalb des Niveaus, das vom Sachverständigenrat als Vollbeschäftigung bezeichnet wird. Zum klassischen Boom fehle nur noch eine Beschleunigung des Lohnwachstums, so Kater. Dies wird nach Ansicht Bielmeiers aber noch auf sich warten lassen – die Forderung von 6 % mehr Lohn und der Wahloption auf Reduzierung der Arbeitszeit auf 28 Wochenstunden mit teilweisem Lohnausgleich, mit der die IG Metall in die aktuelle Tarifrunde gestartet ist, zeige, dass derzeit auch auf andere Dinge als Lohnwachstum geachtet werde.Daran, dass der Arbeitsmarkt bereits seit längerem wie leer gefegt ist, wird sich so schnell nichts ändern. Dies zeigt sich an den gestern veröffentlichten Frühindikatoren IAB-Arbeitsmarktbarometer und Ifo-Beschäftigungsindex. So deutet das IAB-Arbeitsmarktbarometer für November an, dass sich der Arbeitsmarktaufschwung über den Jahreswechsel hinaus weiter fortsetzt. Der Frühindikator des Forschungsinstituts der Bundesagentur für Arbeit (BA) stagnierte auf dem Vormonatswert von 104,9 Punkten. Das Ifo-Beschäftigungsbarometer kletterte im November um 1,2 Punkte auf ein neues Rekordhoch: “Die deutschen Unternehmen suchen händeringend nach neuen Mitarbeitern”, erklärte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.Den politischen Hickhack um die Regierungsbildung sehen weder Kater noch Bielmeier als Problem für die Wirtschaft. Einen Wunschzettel an die neue Bundesregierung hätte Bielmeier aber schon: Darauf stünde “das Übliche”, also mehr Investitionen in Digitalisierung und Bildung, wobei Letzteres mit der Digitalisierung einhergehe, verbesserte steuerliche Rahmenbedingungen, da ja der Steuerwettlauf nach unten zunehme. Zudem sollte Berlin das Geld effizient ausgeben und weniger Klientelpolitik betreiben – wobei Bielmeier anmerkt: “Das wär jetzt aber schon fast Weihnachten.”Knapp einen Monat vor Weihnachten sehen auch die Verbraucher die deutsche Wirtschaft auf Wachstumskurs, wie das aktuelle GfK-Konsumklima zeigt. Für Dezember wird ein unveränderter Wert von 10,7 Punkten prognostiziert. Während die Konjunkturerwartungen im November zulegen, sind Einkommenserwartung und Anschaffungsneigung leicht zurückgegangen.