Großaufträge belasten Ordereingang

Neuaufträge sinken um 0,6 Prozent - Konjunkturtableau zeigt wieder Werte wie zu Jahresbeginn

Großaufträge belasten Ordereingang

Die deutsche Industrie hat im September unerwartet wenig Neuaufträge eingesammelt. Da dies vor allem an einer unüblich geringen Zahl an Großaufträgen liegt, machen sich Ökonomen aber um die Produktion der kommenden Monate keine Sorgen.ba Frankfurt – Unterdurchschnittlich ausgefallene Großaufträge haben im September die Orderzahlen in Deutschland gedrückt. Vor allem mit Blick auf die zuletzt starke Erholung der Stimmungsindikatoren sind die gestern vom Statistischen Bundesamt (Destatis) veröffentlichten Auftragseingänge zwar enttäuschend ausgefallen. Ökonomen sehen aber ebenso wie Finanzmarktexperten zuversichtlich auf die konjunkturelle Entwicklung in den kommenden Monaten. So hat nicht nur der Sentix-Konjunkturindex für Deutschland im November auf bereits hohem Niveau erneut zugelegt. Auch die Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegen laut dem aktuellen Konjunkturtableau wieder auf dem Niveau von Anfang 2016 – als von den zahlreichen Unsicherheitsfaktoren, die sich im Jahresverlauf ergeben haben, noch nichts zu spüren war.Im September ging der preis-, saison- und arbeitstäglich bereinigte Auftragseingang um 0,6 % im Vergleich zum Vormonat zurück. Zudem wurde das für August gemeldete Plus gegenüber Juli um 0,1 Punkte auf 0,9 % nach unten revidiert. Volkswirte hatten für September einen leichten Zuwachs um 0,2 % erwartet. Laut Bundeswirtschaftsministerium war der Anteil von Großaufträgen im September geringer als üblich. Ohne diesen volatilen und schwer zu prognostizierenden Posten hat die deutsche Industrie 1,0 % mehr Aufträge als im August eingesammelt. Bislang keine Brexit-SpurenDie Aufträge aus dem Inland haben nach dem deutlichen Plus im Vormonat im September um 1,1 % nachgegeben, die Auslandsaufträge um 0,3 %. Dabei sind die Bestellungen aus dem Euroraum um 4,5 % zurückgegangen, wohingegen die Neuorders aus dem restlichen Ausland im Monatsvergleich um 2,5 % zulegten. Mit Blick auf den verhaltenen Welthandel sowie die politischen und ökonomischen Unsicherheiten bleibe die Auslandsnachfrage nach Investitionsgütern die Achillesferse der deutschen Industrie, sagte Thomas Strobel von der Unicredit. Die Befürchtungen, dass nach dem Brexit-Votum der Briten Bestellungen annulliert würden, hätten sich bislang aber nicht bestätigt. So beträgt die Reichweite auch im August (aktuellste Zahl) wie schon im Juli 5,1 Monate. Die Reichweite gibt an, wie lange es dauert, bis das komplette Orderbuch abgearbeitet ist – vorausgesetzt, es kommen keine neuen Bestellungen oder Annullierungen hinzu.”Offensichtlich hat die Industrie ihre Schwächeperiode um die Jahresmitte allmählich überwunden”, kommentierte Ralph Solveen von der Commerzbank. Ebenso wie andere Ökonomen erwartet er für die heute zur Veröffentlichung anstehende Industrieproduktion einen Rückgang. Dafür spreche auch der ebenfalls gestern veröffentlichte preisbereinigte Umsatz, der im Monatsvergleich um 1,2 % zurückgegangen ist – nach einem Plus von revidiert 4,2 (zuvor: 4,1) % im August. Im Mittel steht ein Minus von 0,5 % bei der Industrieproduktion auf der Rechnung, doch wird dies noch auf den Ferieneffekt zurückgeführt.Für 2017 allerdings fallen die Prognosen im Vergleich zu Februar deutlich geringer aus. So wird dem BIP nur mehr ein Plus von 1,4 % statt 1,7 % zugetraut. Dabei würden fast alle Komponenten des BIP, mit Ausnahme des Staatskonsums, schwächer gesehen. Vor allem die Wachstumsraten der Anlageinvestitionen (1,6 % statt zuvor 2,7 %) sowie die Exporte (2,1 % statt 4,8 %) und die Importe (2,9 % anstelle von 3,8 %) werden laut Schröder inzwischen wesentlich niedriger eingeschätzt.Auch die Anleger blicken optimistisch auf die Konjunktur. So notiert der Sentix-Konjunkturindex für Euroland, getrieben von weiter steigenden Erwartungswerten, auf dem Jahreshoch mit 13,1 Punkten. “Damit dürfte im vierten Quartal 2016 eine positive Überraschung auf der Konjunkturseite anstehen”, hieß es bei Sentix.