Großbritannien droht Konjunktureinbruch

Institut senkt Wachstumsprognose auf IWF-Niveau

Großbritannien droht Konjunktureinbruch

hip London – Die Stimmung in der britischen Wirtschaft ist nach dem Volksentscheid für den EU-Austritt erwartungsgemäß deutlich gesunken. Der Markit-Einkaufsmanagerindex für die in Großbritannien dominante Dienstleistungsbranche rutschte von 52,3 im Juni auf 47,4 Punkte ab. Zählerstände unter 50 zeigen eine Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivität an. Der Rückgang war so stark wie zuletzt im März des Finanzkrisenjahres 2009 zu beobachten. Damit mehren sich nach Ansicht von Volkswirten die Anzeichen für einen Konjunktureinbruch.Der Finanzdatenanbieter Markit hatte seine Einkaufsmanagerindizes vor zwei Wochen erstmals in “Flash”-Form vorgelegt, um nach dem Referendum vom 23. Juni eine erste Indikation zu den Folgen geben zu können. Der gestern vorgelegte endgültige Wert entsprach dem bereits bekannten Flash-PMI. Volkswirte hatten im Schnitt mit diesem Ergebnis gerechnet. Die Dienstleistungsbranche trägt in Großbritannien rund vier Fünftel zur Wirtschaftsleistung bei. Der Composite Index schwächte sich von 52,4 Zählern auf 47,5 ab und war damit etwas schwächer als der Flash-Wert von 47,7 Punkten.Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson leitet aus seinen Indizes ab, dass die britische Wirtschaft im laufenden Quartal um 0,4 % schrumpfen wird. Die Chancen dafür, dass das Vereinigte Königreich “zumindest in eine milde Rezession” abrutsche, seien gestiegen, auch wenn sich nicht sagen lasse, ob die Ergebnisse auch in den kommenden Monaten so schwach ausfallen werden. Die Volkswirte von Barclays erwarten, dass die britische Volkswirtschaft im laufenden Quartal um 0,4 % schrumpfen wird, im Schlussquartal um 0,3 % und in den darauffolgenden Quartalen um je 0,1 %.Das National Institute of Economic and Social Research (NIESR) senkte seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 2,0 % auf 1,7 %. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte vergangenen Monat eine Schätzung in gleicher Höhe abgegeben. Im laufenden Quartal rechnen die NIESR-Volkswirte mit einer Schrumpfung um 0,2 %. Für 2017 hatten sie ursprünglich 2,7 % auf der Rechnung, jetzt nur noch 1 %. Vor dem Referendum hatten die Ökonomen der Denkfabrik allerdings für den Fall des EU-Austritts eine Schrumpfung der Wirtschaft um 1 % für 2017 und von 2,3 % für 2018 angesetzt (vgl. BZ vom 9. Juli).Für heute gehen sie davon aus, dass die Geldpolitiker der Bank of England um Notenbankchef Mark Carney den Leitzins um 25 Basispunkte auf ein neues historisches Tief von 0,25 % senken werden.