Große Skepsis bei digitalem Zentralbankgeld

Nur wenige Notenbanken planen Ausgabe eigener Cyberwährung - Schwellenländer zeigen sich offener

Große Skepsis bei digitalem Zentralbankgeld

ms Frankfurt – Die Notenbanken weltweit bleiben beim Thema digitales Zentralbankgeld sehr vorsichtig und zurückhaltend – auch wenn es vereinzelte Ausnahmen gibt. Das geht aus einer groß angelegten Umfrage der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hervor, welche die Dachorganisation der Notenbanken gestern veröffentlichte. Demnach halten auf kurze Sicht 85 % der Zentralbanken eine Einführung digitalen Zentralbankgelds für unwahrscheinlich, und selbst auf mittlere Sicht geht eine große Mehrheit nicht von einem solchen Schritt aus.Die meisten der von der BIZ befragten Notenbanken seien derzeit noch nicht überzeugt, dass die Vorteile einer von der Zentralbank bereitgestellten digitalen Währung die Kosten einer solchen Maßnahme überwiegen würden, lautet das Fazit der Studie, an der 63 Notenbanken teilgenommen haben, darunter auch die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB). Deshalb habe sich auch nur eine “begrenzte Zahl” von Notenbanken an die praktische Umsetzung herangewagt und Pilotprojekte gestartet. Risiko “digitaler Bank Run”Im Zuge der Digitalisierung der Wirtschaft und des Finanzsystems, der vielerorts schwindenden Bedeutung des Bargelds und des zwischenzeitlichen Hypes um Kryptowährungen sind auch Diskussionen aufgekommen, die Notenbanken sollten ein eigenes digitales Geld bereitstellen, womöglich gar für alle zugänglich. Bislang ist für Bürger Bargeld die einzige Möglichkeit, Zentralbankgeld zu halten. Geschäftsbanken dagegen dürfen Konten bei der Zentralbank unterhalten. Zuletzt hatte auch der Internationale Währungsfonds (IWF) auf die Einführung digitaler Währungen gedrungen.Die Zentralbankgemeinde analysiert das Thema zwar intensiv. Vielfach als Pionier gilt die schwedische Zentralbank, die intensiv über die Ausgabe einer eigenen digitalen Währung, der eKrona, nachdenkt und Pilotprojekte gestartet hat. Ansonsten aber gibt es viel Skepsis. Auch BIZ-Chef Agustín Carstens hatte mehrfach vor Risiken gewarnt – ähnlich wie Bundesbankpräsident Jens Weidmann, der insbesondere bei einem digitalen Zentralbankgeld für alle die Möglichkeit eines “digitalen Bank Run” befürchtet.Diese Zurückhaltung spiegelt sich auch in der BIZ-Umfrage wider. Zwar hätten sich inzwischen rund 70 % der Zentralbanken mit dem Thema beschäftigt. Vielfach gebe es auch Kooperationen zwischen Notenbanken. Schritte zur konkreten Umsetzung hätten aber nur wenige ergriffen. Nur fünf Zentralbanken hätten Pilotprojekte aufgelegt. Es gehe vielmehr darum, mögliche Herausforderungen zu identifizieren und sich für den Fall der Fälle zu wappnen.Den größten Rückhalt finde die Idee digitalen Zentralbankgeldes in Schwellenländern, so die Studie. Generell sei die Zurückhaltung aber weiter groß. Das gilt laut BIZ nicht nur die kurze Frist, also einen Zeitraum von einem bis drei Jahren, sondern auch für die mittlere Sicht von einem bis sechs Jahren. Deutlich mehr als 60 % der Notenbanken erwarten und planen auch mittelfristig keine Einführung digitalen Zentralbankgeldes.