Konjunkturschwäche zeigt deutliche Spuren

Gut ein Fünftel mehr Insolvenzen

Im Juli wurden gut ein Fünftel mehr Insolvenzen beantragt. Die beantragten Regelinsolvenzen wiederum haben erneut zweistellig zugelegt und deuten damit weitere deutliche Anstiege an.

Gut ein Fünftel mehr Insolvenzen

Gut ein Fünftel mehr Firmenpleiten

Berufsverband der Insolvenzverwalter sieht aber Entspannung im Bausektor

ba Frankfurt

Die Konjunkturschwäche sorgt für weiter steigende Insolvenzzahlen in Deutschland. Dies wiederum bedroht ebenso wie die Ankündigungen zahlreicher Unternehmen, Stellen streichen zu wollen, den Arbeitsmarkt − einen der Stützpfeiler der Wirtschaft. Verbraucher, die sich um ihren Job und die künftige finanzielle Situation Sorgen machen, halten den Geldbeutel zu. Die Wachstumshoffnungen ruhen aber auf dem privaten Konsum.

Erneut zweistelliges Wachstum

Im September ist die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen wie schon seit Juni 2023 zweistellig zum Vorjahr gestiegen, und zwar um 13,7%. Allein im Juni 2024 gab es mit 6,3% eine geringere Rate, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) betonte. Experten erwarten, dass sich der Anstieg in den kommenden Monaten unvermindert fortsetzt.

Da die Regelverfahren erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts − etwa drei Monate nach dem tatsächlichen Insolvenzantrag − in die Statistik einfließen, liegen derzeit nur die endgültigen Zahlen für Juli vor: Die Amtsgerichte melden einen Zuwachs der beantragten Unternehmensinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahr von 22,1% auf 1.937. Dabei beliefen sich die Forderungen der Gläubiger auf rund 3,2 Mrd. Euro. Das ist fast ebenso viel wie im Vorjahr, als die Amtsgerichte über Forderungen von rund 3,1 Mrd. Euro berichteten.

„Zwei Jahre mit schrumpfender Wirtschaftsleistung hinterlassen immer tiefere Spuren in der deutschen Wirtschaft“, urteilt DIHK-Mittelstandsexperte Marc Evers. Die DIHK rechnet für dieses Jahr mit mehr als 20.000 Firmenpleiten. Bedenklich, so Evers, stimme zudem das deutlich gestiegene Volumen an Forderungen. Monatlich stünden in diesem Jahr fast 6 Mrd. Euro im Feuer – mehr als doppelt so viel wie im letzten Vorkrisenjahr 2019.

Experten sehen auch Entspannungssignal

Der Berufsverband der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID) sieht aktuell keinen eindeutigen Trend. Einerseits stünden viele Unternehmen immer noch vor großen Herausforderungen, oder Branchen kämpften wie die Automobilzulieferer mit sich rasant verändernden Märkten. „Andererseits gibt es auch Entspannung, wenn man an die Baubranche mit der wieder gestiegenen Kundennachfrage und den niedrigeren Zinsen nach der letzten Zinssenkung der EZB denkt“, sagte der VID-Vorsitzende Christoph Niering.

Verkehr und Lagerei an der Spitze

Insgesamt gab es im Juli bezogen auf 10.000 Unternehmen 5,6 Insolvenzen. Die meisten gab es im Wirtschaftsabschnitt Verkehr und Lagerei mit 10,8 Fällen. Danach folgten das Baugewerbe mit 8,5 Insolvenzen und die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, zu denen etwa Zeitarbeitsfirmen zählen, mit 7,9 Fällen. Im Gastgewerbe kam es zu 7,2 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen legte zum Vorjahr um 18,0% auf 6.690 zu.

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