Gute Nachricht für die EZB
ms Frankfurt – Die Inflationserwartungen der Bundesbürger sind relativ gut verankert – und das auf Sicht der nächsten zwölf Monate im Mittel bei genau 2 %. Das ist das Ergebnis einer Pilotstudie der Bundesbank zur Ermittlung der Erwartungen privater Haushalte, über die die Notenbank in ihrem gestern veröffentlichten Monatsbericht informiert. Die Erwartungen liegen damit in Einklang mit dem EZB-Inflationsziel von unter, aber nahe 2 %.In den drei Befragungsmonaten der Pilotstudie April bis Juni 2019 rechneten laut Bundesbank mehr als 60 % der Privatpersonen in Deutschland mit einem Anstieg der Inflationsrate im Laufe der nächsten zwölf Monate. Der Großteil ging demnach von einer Inflationsrate zwischen 0 % und 3 % aus. Der Median lag in allen drei Monaten bei exakt 2 %. Nur wenige Befragte rechneten mit sehr hohen oder stark negativen Inflationsraten.Die Bundesbank und die Europäische Zentralbank (EZB) dürften das Ergebnis mit Wohlwollen betrachten, ist es doch ein Signal, dass die Privathaushalte trotz jahrelanger Inflation unterhalb von 2 % weiter davon überzeugt sind, dass die Teuerung perspektivisch im Bereich des EZB-Ziels liegen wird. Die marktbasierten Inflationserwartungen im Euroraum hatten zuletzt wieder nachgegeben und liegen teils deutlich unterhalb von 2 % – was mitunter als Zweifel an der Glaubwürdigkeit der EZB und des 2-Prozent-Ziels interpretiert wird. Neue UmfrageDie Inflationserwartungen spielen für die EZB und die meisten anderen Zentralbanken eine entscheidende Rolle, weil sie über Löhne und Preise einen wesentlichen Einfluss auf die tatsächliche Entwicklung der Inflation in der Zukunft haben. Als Problem gilt aber, dass es zwar viele marktbasierte Indikatoren gibt, aber nur wenige Informationen über die Inflationserwartungen von Privatpersonen und Unternehmen, die am Ende aber entscheidend sind.Die Bundesbank will diese Lücke nun zumindest ein wenig schließen. Nach der Evaluation der Pilotstudie hat die Bundesbank beschlossen, Privatpersonen in Deutschland in Zukunft regelmäßig im Monatsrhythmus zu ihren Einschätzungen und Erwartungen zu befragen. Ab 2021 sollen die Ergebnisse der Öffentlichkeit unmittelbar zur Verfügung gestellt werden. Bei der Pilotstudie wurden insgesamt mehr als 4 000 Privatpersonen zu ihren Erwartungen befragt, insbesondere bezüglich Inflation, Zinsen, Konsum, Mieten und Immobilienpreisen. Die EZB ist nach den Worten ihres Vizepräsidenten Luis de Guindos auch an den Inflationserwartungen privater Haushalte interessiert und bereitet entsprechende Befragungen vor.Auch in Sachen Entwicklung auf dem Immobilienmarkt geht die Bundesbank davon aus, dass Erwartungsdaten wertvolle Informationen liefern können – um mögliche kreditgetriebene Trends und damit Risiken für die Finanzstabilität frühzeitig zu erkennen. Laut Pilotstudie lagen die erwarteten Immobilienpreissteigerungen für die kommenden zwölf Monate im Durchschnitt etwa auf gleicher Höhe wie die Immobilienpreissteigerungen des vergangenen Jahres. Mieter erwarteten dabei tendenziell einen stärkeren Immobilienpreisanstieg als Eigentümer.