G20-GIPFEL IN OSAKA

Handelsstreit dominiert G20-Treffen

Gespräch von Trump und Xi - WTO warnt vor zunehmenden Handelsbarrieren - Sorge um Weltwirtschaft

Handelsstreit dominiert G20-Treffen

Die Staats- und Regierungschefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) treffen sich am Freitag und Samstag im japanischen Osaka. Im Mittelpunkt stehen die globalen Handelskonflikte. Alle Blicke richten sich auf ein Treffen von US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatspräsident Xi Jinping.Von Mark Schrörs, Frankfurt Die Millionenmetropole Osaka, im Westen der japanischen Hauptinsel Honshu gelegen, ist das traditionelle Handelszentrum Japans und heute eines der wichtigsten Industriezentren und einer der bedeutendsten Häfen Japans. Insofern kann man durchaus von einem symbolischen Ort sprechen, an dem sich die G20-Staats- und Regierungschefs am Freitag und Samstag zum Gipfel treffen, um nicht zuletzt die globalen Handelskonflikte einzudämmen. Im besonderen Fokus dabei: ein Treffen von US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatspräsident Xi Jinping.Die beiden wichtigsten Volkswirtschaften der Welt liefern sich seit mehr als einem Jahr einen erbitterten Handelsstreit, der zuletzt weiter eskaliert ist und der sich immer mehr zum ausgewachsenen Handelskrieg zu entwickeln droht – und der längst das globale Wachstum dämpft und Sorgen vor einem weltweiten Abschwung hat aufkommen lassen. Die große Hoffnung ist nun, dass das Treffen von Trump und Xi wenn auch keine Lösung, so doch zumindest wieder eine Annäherung bringt.Vor allem von Seiten der USA wurden die Erwartungen an das Treffen zwar eher gedämpft. Zumindest aber haben beide Seiten die direkten Gespräche wieder aufgenommen. Trump und Xi telefonierten vergangene Woche miteinander. Am Montag sprachen dann auch Chinas Vizepremier Liu He und US-Finanzminister Steven Mnuchin am Telefon über Wirtschafts- und Handelsfragen.Unmittelbar vor dem G20-Gipfel warnte die Welthandelsorganisation WTO jetzt in einem jährlichen Bericht noch einmal vor den Folgen der Handelskonflikte und kritisierte die historisch hohe Zunahme der weltweiten Handelsrestriktionen (siehe Grafik). “Dieser Bericht liefert weitere Belege dafür, dass die durch die derzeitigen Handelsspannungen verursachten Turbulenzen anhalten. Dies wird zu einer erhöhten Unsicherheit, geringeren Investitionen und einem schwächeren Handelswachstum führen”, sagte WTO-Generaldirektor Roberto Azevedo. OECD fürchtet Eskalation Der Handelsstreit zwischen den USA und China ist längst das größte Risiko für die Weltwirtschaft, die sich in den vergangenen Jahren nach der Weltfinanzkrise und der Euro-Schuldenkrise durchaus positiv entwickelt hatte. Die Industrieländerorganisation OECD etwa sagt für das laufende Jahr nur noch 3,2 % Wachstum voraus – nach 3,5 % im Jahr 2018 (siehe Grafik). Sie begründet das vor allem mit dem schwächeren Welthandel. Für 2020 prognostiziert die OECD aktuell zwar wieder ein leichtes Anziehen des Wachstums. Zugleich warnt sie aber, dass das auch ganz anders ausgehen könnte, wenn sich der Handelskonflikt weiter verschärft. Ganz ähnlich ist auch die Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF).Viele Volkswirte und Marktteilnehmer sind sogar noch pessimistischer. So warnen etwa die Volkswirte der Schweizer Großbank UBS in einer jetzt veröffentlichten Analyse, die Welt sei nur “einen Schritt von einer globalen Rezession entfernt”. Bei einer Eskalation des Zollstreits könne das Wachstum in den kommenden sechs Quartalen um 75 Basispunkte niedriger ausfallen als sonst. Das könne zu einer leichten globalen Rezession führen – ähnlich wie bei der Euro-Krise, dem Öl-Kollaps Mitte der 1980er Jahre und der “Tequila”-Krise der 90er Jahre.Solche Sorgen haben längst auch die Zentralbanken auf den Plan gerufen. Allen voran die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) haben die Normalisierung der lange Jahre ultralockeren Geldpolitik gestoppt und zuletzt sogar die Türen für weitere expansive Maßnahmen weit aufgestoßen. Vor allem für den Fall, dass es in Osaka keine Fortschritte im Handelsstreit gibt, scheint die Wahrscheinlichkeit für Zinssenkungen von Fed und EZB bereits im Juli sehr hoch.Es steht also einiges auf dem Spiel in Osaka, das übrigens nicht nur als “Küche Japans”, sondern auch für seine komödiantische Unterhaltungskunst (Manzai) bekannt ist. Den Staats- und Regierungschefs, vor allem aber US-Präsident Trump, sollte der Ernst der Lage allerdings spätestens jetzt bekannt sein.