Heftiges Auftragsminus für deutsche Industrie

Nachfrage aus dem Euroraum bricht ein

Heftiges Auftragsminus für deutsche Industrie

ba Frankfurt – Der Absturz der Nachfrage aus den Ländern des Euroraums hat der in der Rezession steckenden deutschen Industrie überraschend im Dezember ein deftiges Auftragsminus beschert. In Verbindung mit den ebenfalls gesunkenen Umsatzzahlen haben sich die Aussichten für die heute zur Veröffentlichung anstehenden Produktionsdaten deutlich eingetrübt. Dies schürt erneut Sorgen vor einem verpatzten Jahresstart der gesamten Wirtschaft.Vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) zufolge sind die Neubestellungen im Dezember im Vormonatsvergleich saison- und kalenderbereinigt um 2,1 % gesunken. Allerdings fiel der Rückgang im Vormonat mit 0,8 % nicht ganz so kräftig aus wie zunächst gemeldet. Laut Destatis waren in dem vorläufigen Wert von -1,3 % Großaufträge aus dem Maschinenbau nicht enthalten. Ökonomen wurden bezüglich Dezember von dem kräftigsten Minus seit Februar 2019 auf dem falschen Fuß erwischt: Sie hatten im Mittel ein Plus von 0,6 % erwartet. Laut Bundeswirtschaftsministerium entfiel allerdings ein Drittel des Auftragsrückgangs auf geringere Großaufträge aus dem Ausland im Bereich des sonstigen Fahrzeugbaus. “Insgesamt bleibt der Ausblick für die Industriekonjunktur verhalten”, lautete das Gesamtresümee des Bundeswirtschaftsministeriums.Als besonders furchteinflößend empfindet Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, das Auftragsminus von 8,7 % im Jahresvergleich – die Konsensprognose lag hier bei -6,6 %. Mit dem Auftragsminus im Dezember gebe es keine Hoffnung auf eine anziehende Industrieproduktion im ersten Quartal, wodurch die Gefahr eines erneuten Wachstumsrückgangs steige. Das Jahr 2020 bleibe für die Industrie und die Gesamtwirtschaft schwierig. Wegen des deutlichen Rückgangs der Neubestellungen aus den Ländern des Euroraums gelte dies wohl für den gesamten Kontinent. Eine Monatsrate von -13,9 % komme nicht allzu häufig vor: “Es klemmt gewaltig”, sagte Gitzel. Aus dem Ausland insgesamt gingen im Monatsvergleich 4,5 % weniger Orders ein, während die Bestellungen aus dem Inland um 1,4 % zulegten.”Die Auftragslage bleibt ein Grauen” sagte Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei Bankhaus Lampe. Die Industrierezession gewinne an Schärfe. Sorge bereitet ihm der Rückgang der konjunkturell aussagekräftigen Investitionsgüter, die den dritten Monat in Folge gesunken sind – für Dezember wird ein Minus von 3,9 % angegeben. “Die Zahlen waren eine kalte Dusche”, allerdings seien sie zum Jahreswechsel wegen der Lage von Weihnachten und den Werksferien mit Vorsicht zu genießen, sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. “Die Horror-Show der Industrie geht weiter”, kommentierte Carsten Brzeski, Chefökonom der ING Deutschland, der kurzfristige Ausblick sei düster.Die harten Daten stehen damit zum Jahreswechsel im Gegensatz zur Stimmungsaufhellung im verarbeitenden Gewerbe, die das Ifo-Geschäftsklima für Dezember und Januar gezeigt hatte. Die aufgekommenen Hoffnungen auf eine Bodenbildung der Industrie werden sich wohl so bald nicht erfüllen. Denn auch der reale Umsatz im verarbeitenden Gewerbe liegt im Dezember saison- und kalenderbereinigt 1,3 % unter dem Niveau des Vormonats. Für November revidierte Destatis den Umsatzrückgang um 0,1 Punkte auf 0,4 % nach oben.