Hellas-Austritt "verkraftbar"

Bankenpräsident warnt vor Dominoeffekt - Überrascht von J.P.-Morgan-Verlust

Hellas-Austritt "verkraftbar"

ssc Frankfurt – Die Gefahr, dass Griechenland die Eurozone verlässt, ist nach Einschätzung von Andreas Schmitz, Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), groß. Falls das griechische Volk am 17. Juni das Linksbündnis unter Alexis Tsirpas an die Regierungsspitze wähle und das Land anschließend den vereinbarten Sparkurs abbreche, “dann wird das mit einem Verbleib in der Währungsunion wohl nicht vereinbar sein”, meinte Schmitz am Mittwochabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW).Er halte es zwar nach wie vor für wünschenswert, “Griechenland innerhalb der Eurozone stabilisieren zu können”, doch sei es nicht möglich, auf Dauer eine Politik gegen die mit den Sparauflagen unzufriedenen griechischen Bürger zu machen, betonte Schmitz. Für die Finanzmärkte wäre ein Euro-Austritt der Griechen verkraftbar, meinte der Bankenpräsident, der im Hauptberuf Vorstandssprecher von HSBC Trinkaus & Burkhardt ist. “Ich denke, dass dieses Szenario schon ein Stück weit eingepreist ist.”Kritisch würde die Lage nach seinen Worten allerdings, falls es zu “psychologischen Dominoeffekten” käme und Investoren auf den Euro-Austritt weiterer Länder spekulierten. Dies müsse verhindert werden, denn “jedes Land allein wäre im globalen Wettbewerb in einer deutlich schlechteren Position”. Dies gelte vor allem auch für Deutschland.Er sprach sich für eine weitere Integration Europas aus. Nur wenn es auch eine politische Union gebe, wären Euroland-Bonds vertretbar, bekräftigte Schmitz. Unter den aktuellen Bedingungen wären Gemeinschaftsanleihen, wie sie die neue französische Regierung fordert, dagegen gefährlich, weil schwächere Länder dann keinen Anreiz mehr hätten, ihre Haushalte zu sanieren.Auch zu Überlegungen, eine europaweite Einlagensicherung für Banken einzuführen, äußerte sich Schmitz skeptisch. Ein solcher Fonds wäre erst sinnvoll, wenn auch ein EU-weit einheitliches Schema zur Restrukturierung notleidender Banken geschaffen werde, unterstrich er. “In den nächsten drei bis fünf Jahren” sei eine gemeinsame Einlagensicherung daher nicht zu erwarten. Als Mittel, um einen Sturm der Sparer auf Banken in EU-Krisenstaaten zu verhindern, wie er derzeit in Griechenland befürchtet wird, taugten solche Pläne daher nicht. Das Problem ließe sich bis auf Weiteres “nur mit staatlicher Hilfe lösen”. Seitenhieb gegen AufseherMit Blick auf den jüngsten Milliardenverlust bei der US-Großbank J. P. Morgan meinte Schmitz, dessen Ausmaß habe ihn “schon überrascht”. Handelspositionen dieser Größenordnung hätten “in normalen Banken nichts zu suchen”, ergänzte der Bankenpräsident. So etwas könne allenfalls ein Geschäftsmodell für Hedgefonds sein. Allerdings müssten auch diese Marktteilnehmer – ähnlich wie andere Arten von Schattenbanken – reguliert werden, da ihre Geschäfte mit denen der Banken verwoben seien, etwa durch die Refinanzierung.Um Banken per Gesetz zu disziplinieren, reichen nach Schmitz’ Darstellung strengere Eigenkapitalanforderungen aus, wie sie Basel III vorsieht. Allerdings müsse eine starke Aufsicht über deren Einhaltung wachen. Auf auf internationale Aufsichtsbehörden sei leider nicht immer Verlass gewesen, wie bereits frühere Betrugsskandale gezeigt hätten.