Hellas-Einigung hebt Unternehmensstimmung

Ifo-Geschäftsklimaindex legt im Juli überraschend zu - Schwäche der Schwellenländer wirft Schatten

Hellas-Einigung hebt Unternehmensstimmung

ba Frankfurt – Die Entspannung in der Griechenland-Krise hat die Stimmung in den deutschen Chefetagen im Juli überraschend steigen lassen. So ist der Ifo-Geschäftsklimaindex um 0,5 auf 108,0 Punkte gekletterten, wohingegen Ökonomen nach zwei aufeinanderfolgenden Rückgängen mit einem weiteren Minus auf 107,2 Zähler gerechnet hatten. Zu dem Anstieg haben sowohl die deutlich verbesserte Lageeinschätzung als auch die wieder etwas optimistischere Einschätzung der Geschäftsaussichten geführt.”Die vorläufige Entspannung bei der Griechenlandfrage trägt zur Stimmungsaufhellung in der deutschen Wirtschaft bei”, kommentierte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 7 000 Unternehmenslenkern. Analysten verweisen in ihren Studien aber auch auf die anhaltend guten Rahmenbedingungen aus schwächerem Euro, niedrigen Energiepreisen und der besseren US-Konjunktur. Aus Unternehmenssicht würden diese Faktoren die negativen Effekte aus den Emerging Markets ausgleichen, sagt etwa Ralph Solveen von der Commerzbank. Viel Aufwärtspotenzial habe der Ifo angesichts der deutlich weniger dynamischen Nachfrage aus den Schwellenländern aber nicht mehr, die auch die Wirtschaft insgesamt bremsen dürfte.So hat auch die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht geschrieben, dass der größere Teil der Konjunkturabkühlung strukturelle und nicht zyklische Gründe habe (vgl. BZ vom 21. Juli). Mit einer schnellen Rückkehr zur alten Stärke rechnet sie daher nicht, wie auch Deka-Ökonom Andreas Scheuerle zitiert. Für ihn war die Einigung mit Hellas und die Erwartung eines dritten Rettungspakets “die entscheidende Wende”. Von dieser Last befreit könnten sich die Unternehmen nun wieder auf die aktuell durchaus positiven ökonomischen Fakten konzentrieren. Auch die Einigung im Atomstreit mit dem Iran habe dazu geführt, dass die Geschäftserwartungen nach drei Rückgängen in Folge wieder leicht zugelegt haben.Vor allem in den internationaler aufgestellten Sektoren wie dem verarbeitenden Gewerbe und dem Großhandel ist die Unternehmensstimmung, insbesondere die Erwartung an die kommenden sechs Monate gestiegen, wohingegen in den stärker binnenwirtschaftlich getriebenen Sektoren wie Bau, Einzelhandel und Dienstleistungen der Optimismus tendenziell gesunken ist. Insgesamt zeigten die Daten aber, dass die Konjunktur positiv in die zweite Jahreshälfte gestartet sei, sagt Stefan Kipar von der BayernLB. Für Thomas Gitzel von der VP Bank war gestern einer der Tage, an denen der Ifo-Index “richtig überrascht”: Es scheine, dass die deutsche Volkswirtschaft selbst widrige Umstände derzeit meistern könne. Mario Gruppe von der Nord/LB spricht von einer gewissen Stabilisierung beim Ifo-Geschäftsklima, was insofern von Bedeutung sei, da bei einem erneuten Rückgang – dem dann dritten in Folge – das Ifo von einer Trendwende ausgegangen wäre. Davon wolle er angesichts der konjunkturellen Lage aber ohnehin nicht sprechen – vielmehr sei die deutsche Wirtschaft weiter klar auf Expansionskurs.