Herbst bringt Schwung in den Jobmarkt
ba Frankfurt – Der deutsche Arbeitsmarkt zeigt sich auch im September noch ziemlich unbeeindruckt von der Konjunkturabkühlung, den Unsicherheiten angesichts von Brexit und den Handelsstreitigkeiten sowie der zunehmenden Kurzarbeit in der Industrie. Der Jobmarkt im gesamten Euroraum beweist gemessen an den Daten für August ebenfalls seine Stärke. Ökonomen wurden von den gestern veröffentlichten Daten sowohl für den Euroraum als auch dessen größter Volkswirtschaft auf dem falschen Fuß erwischt – ihre Prognosen wurden jeweils übertroffen.Im September ist die Zahl im Rahmen der üblichen Herbstbelebung der Arbeitslosen hierzulande im Monatsvergleich unerwartet um 85 000 auf 2,234 Millionen zurückgegangen, womit die Arbeitslosenquote um 0,2 Punkte auf 4,9 % gefallen ist (siehe Tabelle). Auch saisonbereinigt waren 10 000 Personen weniger arbeitslos als noch im Vormonat, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) mitteilte. Ökonomen hatten den ersten Rückgang seit April dieses Jahres nicht erwartet, sondern einen Zuwachs um 5 000 Arbeitslose prognostiziert. “Der Rückgang ist jedoch allein auf die Entwicklung im Bereich der Grundsicherung zurückzuführen. In der konjunkturnäheren Arbeitslosenversicherung gab es erneut saisonbereinigte Zunahmen”, hieß es bei der BA. Auch wenn der Arbeitsmarkt weiter in robuster Verfassung sei, habe die konjunkturelle Schwächephase erneut ihre Spuren hinterlassen, mahnte Detlef Scheele, Vorstandsvorsitzender der BA. “Das Beschäftigungswachstum hält an, verliert aber an Schwung, und die Nachfrage der Unternehmen nach neuen Mitarbeitern ging auf hohem Niveau wiederholt zurück”, erklärte der Behördenchef. Ifo-Barometer legt leicht zuDiese Aussage spiegelt sich auch im Ifo-Beschäftigungsbarometer für September, das binnen Monatsfrist um 0,8 auf 98,9 Punkte gestiegen ist. Das Resümee von Ifo-Experte Klaus Wohlrabe: “Die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt bleibt jedoch weiterhin schwach ausgeprägt.” Treiber des Wachstums sind laut Ifo-Institut die Dienstleister, während in der Industrie weiter Stellen abgebaut werden. “Unter den wichtigsten deutschen Industriebranchen gibt es keinen Lichtblick bei der Beschäftigtenentwicklung”, sagte Wohlrabe.”Der Arbeitsmarkt kann sich den rezessiven Tendenzen in Deutschland noch entziehen”, kommentierte Jörg Zeuner, Chefvolkswirt bei Union Investment. Der Rückgang der offenen Stellen und die regionale Entwicklung zeigten jedoch, dass der Arbeitsmarkt insbesondere in den Industrieregionen dreht. Laut Nachrichtenagentur Reuters berichtete Scheele in Nürnberg vor der Presse, dass in Süddeutschland in Gegenden mit starker Industrieabhängigkeit die Arbeitslosigkeit im Jahresvergleich steige. Dabei reagiere die Metall- und Elektroindustrie “besonders sensibel” auf Konjunkturschwankungen. Und in der Zeitarbeitsbranche werde, so Scheele, bereits in “nennenswertem Umfang” Personal abgebaut. Bei der Kurzarbeit gebe es noch keinen Grund zum Alarm, allerdings steige der Gesprächsbedarf.Im Euroraum hat sich die Lage am Arbeitsmarkt ebenfalls verbessert. Während Ökonomen für August eine erneute Stagnation der Arbeitslosenquote erwartet hatten, meldete das Statistikamt Eurostat einen Rückgang um 0,1 Punkte auf 7,4 %. So niedrig lag die Quote zuletzt im Mai 2008. Zu den Ländern mit der geringsten Arbeitslosigkeit zählen weiter Deutschland mit einer Quote von 3,1 % gemäß der von Eurostat genutzten Berechnungsmethode sowie Malta mit 3,3 %. Die Länder mit der höchsten Arbeitslosigkeit verzeichneten zugleich den stärksten Rückgang im Jahresvergleich: In Griechenland ging sie zwischen Juni 2018 und Juni 2019 von 19,2 auf 17,0 % zurück und in Spanien sank sie zwischen August 2018 und August 2019 von 15,0 auf 13,8 %.