Hilfen kommen nicht rechtzeitig an
hip London – Die Klagen darüber, dass die von Schatzkanzler Rishi Sunak zugesagten Hilfsmaßnahmen für die Bewältigung der Coronavirus-Pandemie nicht rechtzeitig bei den Betroffenen eintreffen, sind in den vergangenen Tagen lauter geworden. Eine Umfrage des britischen Handelskammerdachverbands BCC ergab, dass erst 2 % der Unternehmen erfolgreich auf das “Coronavirus Business Interruption Loan Scheme” der Regierung zugreifen konnten. Zwei Drittel der befragten Firmen haben einen Teil ihrer Belegschaft in den Zwangsurlaub geschickt, während die Regierung für 80 % der Löhne – bis zu einer Obergrenze von 2 500 Pfund pro Kopf und Monat – aufkommen wollte. Demnächst stehen die Lohn- und Gehaltszahlungen für den April an. “Wenn Unternehmen kein Geld auf dem Konto haben, sehen sie sich all ihre Kosten an und treffen wirklich schwierige Entscheidungen”, sagte Hannah Essex, Co-Executive Director beim BCC, dem Sender Sky News. Eine davon werde sein, ob sie die Mitarbeiter weiterbeschäftigen sollen, auch wenn es die Möglichkeit nicht gibt, sie in den Zwangsurlaub zu schicken. Sunak hatte zuletzt von “harten Zeiten” gesprochen. Er könne nicht jede Firma und jeden Haushalt vor den Auswirkungen der Pandemie schützen. Die unabhängigen Haushaltshüter vom Office for Budget Responsibility gehen trotz der Annahme, dass die britische Wirtschaft im laufenden Quartal um 35 % einbrechen wird, von einer V-förmigen Erholung der britischen Wirtschaft aus. Demnach wäre sie 2021 ohne bleibende Schäden wieder im langfristigen Trend. Diese Ansicht teilen lediglich 15 % der Teilnehmer der jüngsten Fondsmanagerumfrage der Bank of America. Mehr als die Hälfte rechnet dagegen mit einer U-förmigen Erholung.Unterdessen wurde bekannt, dass Großbritannien die EU nicht um eine Verlängerung der zum Jahresende auslaufenden Brexit-Übergangsfrist bitten wird. Wie der “Spectator” berichtet, führte der britische Chefunterhändler David Frost in den vergangenen Tagen diesbezügliche Gespräche mit Außenminister Dominic Raab und anderen Kabinettsmitgliedern. Dabei habe sich keiner der Beteiligten für eine Fristverlängerung ausgesprochen. Man gehe davon aus, dass sich grundsätzliche Probleme auch durch eine längere Frist nicht lösen lassen. Ein Deal sei entweder möglich oder nicht. Zudem fürchte man, im Falle einer Verlängerung in die diversen Programme zur Stützung der europäischen Wirtschaft und zum Erhalt der Eurozone hineingezogen zu werden. Würde allerdings die EU um eine Verlängerung bitten, brächte das die britische Seite in eine schwierige Situation, wolle sie doch als guter Nachbar der Staatengemeinschaft erscheinen, heißt es in einer Vorabmeldung des konservativen Magazins.