Exporte

Hindernislauf

Anders als im Zuge der Weltfinanzkrise zieht diesmal die Exportbranche die Konjunktur aus dem Tal. Doch die Unternehmen sind mit vielen Hürden konfrontiert.

Hindernislauf

Es ist ein Phänomen: Das Wehklagen der Wirtschaftsvertreter angesichts latenter Lieferengpässe und Logistikprobleme wird immer lauter. Gleichzeitig setzen die Exporteure eine Bestmarke nach der anderen. Im Juni steigerten sie ihre Ausfuhren den 14. Monat in Folge, und das deutlich stärker als erwartet. Laut den vom Ifo-Institut ermittelten Exporterwartungen bleiben nahezu alle Branchen zuversichtlich, was ihre Auslandsgeschäfte auf Sicht der nächsten drei Monate betrifft. Längst sind auch anfangs skeptische Außenhandelsexperten eines Besseren belehrt: Anders als im Zuge der Weltfinanzkrise zieht diesmal die Exportbranche die Konjunktur aus dem Tal.

Hat nicht Handelskammerchef Peter Adrian kürzlich Materialengpässe als „Geschäftsrisiko Nummer eins“ bezeichnet? Sieht nicht Ifo-Konjunkturchef Klaus Wohlrabe im Materialmangel eine „Gefahr für den Aufschwung“? Hat nicht der Präsident des Außenhandelsverbands BGA Anton Börner ungeachtet der jüngsten Superzahlen be­klagt, die „Reihe der Widrigkeiten im Außenhandel“ könnte „kaum größer sein“?

Tatsächlich dürfte es schwerfallen, ein einziges Unternehmen mit Auslandsgeschäft zu finden, das nicht über die eine oder andere Widrigkeit klagt. Die Frachtkosten sind unvermindert hoch, die Lieferzeiten lang, das Reisen nach Übersee ist be­schwerlich bis unmöglich. Die Un­ternehmen reagieren pragmatisch: Sie zehren Lagerbestände auf, kaufen –wo möglich – Vorleistungsgüter auf Vorrat, kürzen – wo nötig – zeitweise die Produktion. Und: Sie scheuen sich nicht, höhere Preise für Einkauf und Fracht an Kunden und Verbraucher weiterzureichen. Das zeigen Umfragen derzeit deutlich.

Für sich genommen wirkt jede einzelne der zahlreichen Zu­mutungen wie ein Bremsklotz für den Aufschwung. Allen voran die Autoindustrie wird auf unabsehbare Zeit mit Chipengpässen zu kämpfen haben. Deshalb ist die hiesige Konjunktur weit von der Schwelle zum Überhitzen entfernt, wie dies in der maßgeblich vom Binnenkonsum befeuerten US-Wirtschaft der Fall ist. Ge­samtwirtschaftlich entfaltet die von den USA und China angeschobene Weltwirtschaft einen Sog, der stark genug ist, die deutsche Volkswirtschaft mitzuziehen.

Kein Zweifel: Die Exporteure haben einen Lauf. Aber es bleibt ein Lauf mit Hindernissen. Bestes Beispiel ist Adidas: Die Fabriken in Vietnam stehen wegen neuerlicher Corona-Einschränkungen still. Trotzdem hat der Dax-Konzern seine Umsatzprognose erhöht – und es wäre sogar noch deutlich mehr drin. So wird es auf breiter Front noch eine ganze Zeit weitergehen.

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