VOR DER ZINSWENDE - KÖPFE DES JAHRES

Hoffnungsträger

wü - Zunächst war er der Hoffnungsträger, um den befürchteten Erfolg von Front-National-Chefin Marine Le Pen bei den französischen Präsidentschaftswahlen zu verhindern. Inzwischen ist Emmanuel Macron aber auch zum neuen Hoffnungsträger für Europa...

Hoffnungsträger

wü – Zunächst war er der Hoffnungsträger, um den befürchteten Erfolg von Front-National-Chefin Marine Le Pen bei den französischen Präsidentschaftswahlen zu verhindern. Inzwischen ist Emmanuel Macron aber auch zum neuen Hoffnungsträger für Europa und den Klimaschutz geworden. So offensiv wie der 40-Jährige hat sich in den vergangenen Jahrzehnten kein anderes französisches Staatsoberhaupt für die europäische Idee und den Umweltschutz eingesetzt. Mit Schwung und viel Selbstbewusstsein hat er die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone wieder zu einem tonangebenden Akteur auf der außenpolitischen Bühne gemacht – und er bietet dabei auch US-Präsident Donald Trump Paroli.Der ehemalige Wirtschaftsminister hat innenpolitisch Ergebnisse geliefert. Trotz Widerständen bringt er mit einem Tempo, das Frankreich niemand mehr zugetraut hat, wichtige Reformen auf den Weg und setzt ein Wahlkampfversprechen nach dem anderen konsequent um. Nach der Lockerung des starren Arbeitsrechts will er nun die Arbeitslosenversicherung, das Ausbildungssystem und die Rentenkassen reformieren.In den sieben Monaten seit Amtsantritt hat Macron bereits mehr bewegt als seine unmittelbaren Vorgänger. Denn der ehrgeizige Politiker weiß, dass ihm nur ein kleines Zeitfenster bleibt, um seine liberalen Projekte in seiner Heimat durchzusetzen. Noch ist ein Großteil der von der langen wirtschaftlichen Flaute zermürbten Franzosen bereit abzuwarten, ob Macrons Rezepte Wirkung zeigen. Doch das muss nicht so bleiben.Frankreichs junger Präsident hat indes nicht nur in seiner Heimat, sondern auch in Europa für eine neue Aufbruchstimmung gesorgt. Er setzt sich für ein starkes, bürgernahes Europa ein, und er will dafür sorgen, dass die europäische Idee wieder für Begeisterung sorgt. Macron, den das amerikanische “Time”-Magazin bereits als den neuen Anführer Europas sieht, weiß aber auch, dass er dabei auf die Unterstützung von Frankreichs wichtigstem Partner Deutschland angewiesen ist. Er wolle lieber einer der Führungsleute sein, antwortete er deshalb auf die Frage des Magazins, ob er die Führungsrolle in Europa übernehmen wolle. Mit dem Rezept, anderen das Gefühl zu geben, sie mit einzubinden, ist Macron schon bei der Durchsetzung der Reform des Arbeitsrechts gut gefahren.