Ifo-Geschäftsklima nährt Hoffnungen

Überraschende Stimmungsaufhellung in Deutschland dämpft die Rezessionssorgen - Export schiebt BIP an

Ifo-Geschäftsklima nährt Hoffnungen

Am deutschen Konjunkturhorizont ist ein Hoffnungsschimmer aufgetaucht. Das Ifo-Geschäftsklima hellte sich im November überraschend auf. Dabei verbesserte sich nicht nur die aktuelle Geschäftslage, auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate stellen sich nun günstiger dar als noch im Oktober.ks Frankfurt – Der vom Ifo-Institut erhob ene Geschäftsklimaindex für die gewerbliche Wirtschaft in Deutschland stieg im November gegenüber Oktober saisonbereinigt um 1,4 auf 101,4 Punkte. Volkswirte hatten dagegen im Konsens der Prognosen mit einem neuerlichen Rückgang – dies wäre der siebte in Folge gewesen – um 0,5 Zähler gerechnet. Zu dem überraschenden Umfrageergebnis unter rund 7 000 Unternehmen aus Industrie, Bau, Groß- und Einzelhandel trugen Klimaerholungen auf breitester Front und von zum Teil bemerkenswertem Umfang bei.Dabei stellte sich den befragten Firmen die aktuelle Geschäftslage besser dar als noch im Oktober. Auch die Aussichten für die nächsten sechs Monate erschienen den Umfrageteilnehmern günstiger als zuletzt. Die Zufriedenheit der Betriebe mit ihrer aktuellen Geschäftssituation hat “leicht zugenommen”, wie das Ifo-Institut erläuterte. Der entsprechende Subindikator erhöhte sich um 0,9 auf 108,1 Punkte. Und deutlich weniger pessimistisch blicken die Unternehmen auf die weitere Geschäftsentwicklung. Der Erwartungsindex schnellte um 2 auf 95,2 Zähler nach oben. “Die deutsche Konjunktur stemmt sich gegen die Euro-Krise”, kommentierte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.Im verarbeitenden Gewerbe ist den weiteren Angaben zufolge der Geschäftsklimaindex nach einer halbjährigen Abwärtsbewegung etwas gestiegen. Die Zufriedenheit mit der Geschäftslage hat sich leicht verbessert. In Bezug auf die Geschäftsentwicklung im kommenden halben Jahr äußerten sich die Umfrageteilnehmer nicht mehr ganz so pessimistisch. Einer der Gründe hierfür dürfte sein, dass die Exporterwartungen “nach drei Monaten wieder in den positiven Bereich gedreht” haben, wie die Münchener Konjunkturforscher herausstrichen.Im Großhandel ist der Geschäftsklimaindex prägnant gestiegen. Die befragten Großhändler berichteten von einer “sprunghaften Verbesserung der Geschäftslage”. Darüber hinaus blickten sie deutlich weniger pessimistisch in die Zukunft. Auch im Einzelhandel habe sich das Geschäftsklima aufgehellt. Während die Einzelhändler ihre aktuelle Lage etwas schlechter einschätzten, rechneten sie mit einem spürbar besseren Geschäftsverlauf in der Zukunft. Im Bauhauptgewerbe hat sich das Geschäftsklima ebenfalls merklich erholt. Die Bauunternehmer beurteilten ihre derzeitige Geschäftssituation als “spürbar verbessert”. In Bezug auf die weitere Entwicklung nahme ihre Zuversicht zu.Bei den unternehmensnahen Dienstleistern hat die Stimmungsaufhellung der gewerblichen Wirtschaft keine Besserung des Geschäftsklimas erbracht. Dieser Ifo-Index gab um 0,6 auf 8,5 Punkte nach. Zwar wurde, wie es hieß, die aktuelle Geschäftslage “unverändert gut eingeschätzt”. Die weiteren Geschäftsaussichten würden jedoch etwas pessimistischer als im Vormonat beurteilt. Allerdings blieb die Neigung, weiter Personal einzustellen, “unverändert geringfügig positiv”.Nach Ansicht von Konjunkturexperten hat sich die Gefahr, dass Deutschland, wie der gesamte Euroraum, in die Rezession sinkt, mit diesen Umfrageergebnissen verringert. Allgemein wird von Volkswirten damit gerechnet, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im laufenden Quartal gegenüber dem dritten Vierteljahr abnehmen wird. Als Größenordnung werden minus 0,4 oder minus 0,5 % genannt. Im ersten Quartal sollte dann aber wieder ein leichter Zuwachs erreicht werden, lautet die durch die aktuelle Erhebung genährte Hoffnung. Erst wenn eine Volkswirtschaft zwei Quartale in Folge einen Rückgang seiner Gesamtproduktion hinnehmen musste, sprechen Analysten von Rezession.Im dritten Quartal war das deutsche BIP gegenüber der Vorperiode um 0,2 % gewachsen. Motor dieser etwas höher als erwartet ausgefallenen Expansion waren zum einen die privaten und die staatlichen Konsumausgaben, die um 0,3 bzw. 0,4 % zulegten und einen Expansionsimpuls von 3 Zehntelpunkten lieferten. Auf gleiche Höhe bezifferte das Statistische Bundesamt am Freitag den Außenbeitrag, der aus 1,4 % höheren Exporten bei nur um 1,0 % gestiegenen Importen resultierte. Bremsend wirkten neben einem Abbau der Lagerbestände die um 1,7 % gesunkenen Investitionen. Vor allem in Ausrüstungen wurde weniger investiert: minus 2,0 %. Die Bauausgaben wurden allerdings um 1,5 % erhöht.—– Wertberichtigt Seite 8