Ifo-Index legt überraschend zu

Unternehmen unbeeindruckt von China-Schwäche und Flüchtlingskrise - Konsumenten verunsichert

Ifo-Index legt überraschend zu

Während sich die deutschen Verbraucher angesichts der schwächelnden Konjunktur in den Schwellenländern und des Flüchtlingsstroms in Europa besorgt zeigen, hat sich die Unternehmensstimmung im September überraschend aufgehellt.ba Frankfurt – Die deutschen Unternehmen zeigen sich im September überraschend optimistisch und lassen sich im Gegensatz zu den Konsumenten die Stimmung von der Schwäche der Emerging Markets, den zahlreichen Krisenherden und dem weitgehend unkontrollierten Flüchtlingsstrom nicht verderben.So prognostiziert die GfK für das Konsumklima einen Rückgang im Oktober um 0,3 auf 9,6 Punkte. Dabei verlieren wie schon im Vormonat alle drei Unterkomponenten, die Konjunktur- und Einkommenserwartung sowie die Anschaffungsneigung, an Wert. Ökonomen hatten einen Wert von 9,8 Zählern prognostiziert. Das Ifo-Geschäftsklima hingegen ist im September den dritten Monat in Folge gestiegen: Das Barometer ist auf 108,5 von revidiert 108,4 (zuvor 108,3) Zähler gestiegen. Volkswirte hatten ein Minus auf 107,4 Punkte erwartet.”Die deutsche Wirtschaft zeigt sich robust”, kommentiert Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 7 000 Unternehmenslenkern. Positiv überrascht zeigten sich Analysten, dass die Geschäftserwartungen besser beurteilt wurden als im Vormonat. Die Lage hingegen wurde etwas schwächer eingeschätzt.”Aber bevor man in Jubel ausbricht, sollte man bedenken, dass dies allein auf eine bessere Stimmung im Bau und Handel zurückzuführen ist, die sehr schwankungsanfällig ist”, mahnt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Das Geschäftsklima im Kernbereich der deutschen Wirtschaft, dem verarbeitenden Gewerbe, sei nämlich im September gefallen. Noch profitiere die Wirtschaft von den Reformen der Schröder-Ära und dem Schub der zurückliegenden Euro-Schwäche, doch auf Dauer werde die gute Binnenkonjunktur das nachlassende Wachstum in China nicht ausgleichen können.Laut Ifo ging von den jüngsten Turbulenzen in China bislang noch keine Bremswirkung auf die deutschen Exporte aus – im Gegenteil, sie sind sogar leicht gestiegen, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe der Nachrichtenagentur Reuters. Sorgen wegen DieselgateDeka-Ökonom Andreas Scheuerle wertet die in den vergangenen Monaten in moderaten Schritten nach unten korrigierten Exporterwartungen der exportabhängigen Industrie als Neujustierung – aber keinesfalls als Angst. In die beiden konjunkturellen Waagschalen würden derzeit zusätzliche Gewichte gelegt: Auf der Negativseite die Schwellenländerkrise und perspektivisch das “Dieselgate”, auf der Positivseite die Mehrausgaben für Flüchtlinge. “Unterm Strich mag das die Konjunktur leicht belasten. Doch sie wird angesichts der vielen unterstützenden Momente – Währung, Ölpreis, Binnennachfrage – nicht kippen.”, sagt Scheuerle.Die Sorgen um die Marke “Made in Germany” werden sich allerdings erst in der Oktober-Befragung des Ifo niederschlagen, wie sowohl Wohlrabe als auch Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, anmerken. “Wir sollten uns aber nichts vormachen: Der Abgasskandal trifft ins Mark der deutschen Industrie”, so Gitzel. Die Sorgen in den deutschen Chefetagen um das gute Image deutscher Produkte könnten sogar schwerer wiegen als die Schuldenproblematik in Griechenland.Erste Effekte des Flüchtlingsstroms hingegen sind bereits in einem deutlichen Umsatzanstieg in den Supermärkten sichtbar, sagte Wohlrabe. Die Auswirkungen auf die Binnenkonjunktur sind aber noch unsicher, heißt es bei der GfK: Sollten “die Bundesbürger durch den starken Zustrom von Flüchtlingen verunsichert werden und, ob berechtigt oder unberechtigt, um ihre Arbeitsplätze fürchten, würde dies negativ auf den Konsum wirken” und damit etwaige Zuwächse angesichts der gestiegenen Nachfrage von Gütern und Dienstleistungen wieder ausgleichen.Die Anzahl der Deutschen, die eine steigende Arbeitslosigkeit hierzulande erwarten, habe in den vergangenen beiden Monaten deutlich zugenommen. So notieren die GfK-Einzelindikatoren für Konjunktur- und Einkommenserwartungen zwar weiter auf hohem Niveau, haben im Vergleich zum Vormonat aber deutlich nachgegeben.