Ifo-Umfrage: Kaum eine Branche ohne Kurzarbeit

IAB-Erhebung zeigt Einbruch am Stellenmarkt

Ifo-Umfrage: Kaum eine Branche ohne Kurzarbeit

ba Frankfurt – Derzeit gibt es kaum noch Branchen, die nicht von Kurzarbeit betroffen sind. Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts sind dies Energieversorger, Betriebe der Abwasserentsorgung und die Hersteller von Medikamenten. Über alle Branchen hinweg fahren 50 % aller Unternehmen Kurzarbeit. “Das schlägt alle Zahlen aus der Finanzkrise von 2009”, sagt der Leiter der Ifo-Befragungen, Klaus Wohlrabe. “Kurzarbeit ist für die Betriebe eine Brücke über eine Zeit niedriger Umsätze. Sollten die Umsatzausfälle aber länger andauern, werden auch Arbeitsplätze ganz wegfallen”, mahnte Wohlrabe.Mit einem Anteil von 3 % nur gering betroffen sind Anwaltskanzleien, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Auch im Gesundheitswesen (14 %), bei den Herstellern von Nahrungs- und Futtermitteln (21 %) und in der Chemiebranche (30 %) wird laut den Münchener Wirtschaftsforschern “vergleichsweise wenig kurzgearbeitet”.Spitzenreiter sind Betriebe aus der Schlüsselbranche Automobilbau mit 94 % der Firmen und aus der Tourismusbranche : 99 % der Gastronomiebetriebe und 97 % der Hotels haben Kurzarbeit angemeldet. In der Luftfahrt fahren 91 % der Betriebe Kurzarbeit, bei den Reisebüros und Reiseveranstaltern sind es 90 %. Forscher des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) plädierten gestern dafür, dass Regionen mit niedrigen Corona-Fallzahlen und einer hohen wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus das Übernachtungsgeschäft zeitnah wieder öffnen dürfen sollten. Dazu zählten etwa Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Aus ökonomischer Sicht gebe es keine hinreichende Begründung für eine bundeseinheitliche Exit-Strategie. “Es geht jetzt um Schadensbegrenzung und um die Vermeidung einer Post-Corona-Krise”, heißt es in der IfW-Studie.Unter den Bundesländern zeigt sich laut der Ifo-Umfrage eine große Spannweite bei der Kurzarbeit. Am stärksten betroffen sind Bayern (54 %) und Baden-Württemberg (53 %). Laut Ifo-Institut liegen am Ende der Skala die mitteldeutschen Länder Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt (43 %) sowie Rheinland-Pfalz und das Saarland (39 %).Ein eingetrübtes Bild der Arbeitsmarktsituation schon vor dem vollen Durchschlagen der Coronakrise zeigt die vierteljährliche Erhebung offener Stellen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Im ersten Quartal gab es bundesweit rund 1,08 Millionen offene Stellen, das sind rund 330 000 weniger als im Vorquartal. Die stärksten Rückgänge verzeichnet das IAB im exportnahen verarbeitenden Gewerbe, im damit verbundenen Logistiksektor sowie bei den unternehmensnahen Dienstleistungen.