Ifo: Weltwirtschaft bleibt auf Kurs

Klima trotz Dämpfer weiter auf hohem Niveau - Einziger Ausrutscher im dritten Quartal ist Großbritannien

Ifo: Weltwirtschaft bleibt auf Kurs

Allen politischen Risiken zum Trotz hält sich das Weltwirtschaftsklima auf einem hohen Niveau. Während die Stimmung besonders im Euroraum zulegt, dämpft der anstehende Brexit das Klima im Vereinigten Königreich.ba Frankfurt – Die Weltwirtschaft wird sich auch im zweiten Halbjahr 2017 weiter erholen, allerdings in einer etwas langsameren Gangart. Dies signalisiert das Ifo-Weltwirtschaftsklima im dritten Quartal, auch wenn der Index um 0,3 auf 12,7 Saldenpunkte gefallen ist. Dies ist der erste Rückgang nach drei Quartalen mit teils deutlichem Wachstum. “Das Ifo-Weltwirtschaftsklima bleibt unverändert gut”, resümiert Ifo-Präsident Clemens Fuest das Ergebnis der vierteljährlichen Umfrage, an der sich diesmal 1 123 Experten aus 121 Ländern beteiligten. Die Experten beurteilten dabei die aktuelle Wirtschaftslage deutlich positiver als noch im April, während sie ihre optimistischen Erwartungen für die kommenden Monate etwas zurücknahmen.Laut Ifo-Institut verbesserte sich das Klima vor allem in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften etwas, insbesondere im Euroraum. Im Vereinigten Königreich allerdings “kam es zu einem regelrechten Einbruch von + 4,7 auf – 46,3 Saldenpunkte”, meldeten die Münchener Wirtschaftsforscher. Hier machte sich wohl der anstehende Brexit dämpfend bemerkbar. Vor gut einem Jahr hatten sich die Briten in einer Volksabstimmung für den Austritt aus der Europäischen Union ausgesprochen. Bis Ende März 2019 soll die Scheidung perfekt sein – sowohl was den Binnenmarkt als auch was die Zollunion betrifft. Danach strebt Großbritannien ein Freihandelsabkommen mit der EU an.Zunächst hatte sich das Austrittsvotum in der britischen Wirtschaft noch nicht groß bemerkbar gemacht, mittlerweile zeigen sich aber erste Bremsspuren. Die Austrittsverhandlungen waren sehr zäh angelaufen, und die anhaltende Unsicherheit über die Austrittsmodalitäten – Stichwort harter oder weicher Brexit – dämpft Investitionen und Konsum. Die Wachstumsaussichten trüben sich zusehends ein. Erst Anfang August hat die Bank of England die Wachstumsprognosen nach unten revidiert – im laufenden Jahr soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 1,7 % zulegen statt wie bisher mit 1,9 % erwartet und für 2018 werden + 1,6 % statt + 1,7 % prognostiziert. Etwas pessimistischer für das kommende Jahr ist der Internationale Währungsfonds, der nur ein Plus von 1,5 % auf der Rechnung hat. Im zweiten Quartal hat das britische BIP 0,3 % zugelegt und damit nur halb so stark wie das Euroraum-BIP mit + 0,6 %. Zum Wachstum haben vor allem die Dienstleister beigetragen, wohingegen sich die Entwicklung beim Bau und der Industrie dämpfend ausgewirkt hat. Im Juni allerdings haben britische Unternehmen überraschend ihre Produktion ausgeweitet. Das nationale Statistikamt ONS berichtete gestern ein Plus von 0,5 % im Monatsvergleich, während Ökonomen einen Zuwachs von 0,1 % prognostiziert hatten. Ursächlich war auch das Ausbleiben der im Juni üblichen Wartungsarbeiten an vielen Ölförderanlagen. Der Output des Industriesektors stagnierte, hier ging besonders die Produktion im Kfz-Sektor zurück. Für den Bau meldet ONS ein Minus von 0,1 %.Dass sich vor allem die Notenbanker der Europäischen Zentralbank und der Fed Sorgen um die anhaltend niedrige Inflation machen, spiegelt sich ebenfalls in der Ifo-Umfrage wider: Die Experten erwarten, dass sich der Preisanstieg in der Weltwirtschaft in den kommenden Monaten etwas verlangsamen wird. Zwar gingen die meisten der Befragten weiterhin von anziehenden kurz- und langfristigen Zinsen aus, allerdings habe der Anteil derer, die einen Zinsanstieg erwarten, etwas abgenommen, heißt es beim Ifo-Institut. Den Experten zufolge dürfte sich vor allem der Welthandel in den kommenden sechs Monaten deutlich ausweiten. Ebenfalls auf eine starke Dynamik im Welthandel deutet der gestern veröffentlichte “Global Leading Indicator” der Großbank Unicredit hin.