IG Metall ohne konkrete Forderung

Arbeitgeber sollen dafür in anstehender Lohnrunde Zukunftspaket zustimmen

IG Metall ohne konkrete Forderung

arp Frankfurt – Die IG Metall will in den anstehenden Tarifverhandlungen für die rund 4 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie auf eine konkrete Entgeltforderung verzichten. Bedingung sei aber, dass die Arbeitgeber einem “Moratorium für einen fairen Wandel” zustimmen, sagte der erste Vorsitzende, Jörg Hofmann, am Freitag auf der Jahrespressekonferenz der größten deutschen Einzelgewerkschaft in Frankfurt.Die Rezession des verarbeitenden Gewerbes und insbesondere des Automobilsektors und seiner Zulieferer hinterlässt bereits Spuren im ansonsten noch recht robusten deutschen Arbeitsmarkt. Die IG Metall fordert von den Arbeitgebern daher, auf Personalabbau, Standortschließungen oder Verlagerungen zu verzichten. Im Gegenzug bietet die Gewerkschaft an, per sofort in sogenannte Verhandlungen zu betrieblichen Zukunftstarifverträgen einzusteigen, mit dem Ziel, Personal zu qualifizieren und so Beschäftigungssicherheit zu garantieren.Lange nachdenken können die Arbeitgeber über die Offerte der Gewerkschaft allerdings nicht. Bereits bis zum 3. Februar, dem Tag der IG-Metall-Vorstandssitzung, sollen sich die Arbeitgeber entscheiden. Ansonsten würde die Lohnrunde 2020 den üblichen Verlauf nehmen, machte Hofmann klar. Der erste Vorsitzende gab sich auf der Jahrespressekonferenz aber optimistisch, dass die Arbeitgeberseite auf seinen Vorschlag eingeht. Danach sieht es aus. “Wir begrüßen, dass die IG Metall den Ernst der Lage anerkennt. Welche Voraussetzungen notwendig sind, den Strukturwandel anzugehen, und wie wir als Sozialpartner unseren Beitrag dazu leisten können, muss auch aus unserer Sicht im Mittelpunkt der Tarifrunde stehen”, reagierte der Arbeitgeberverband Gesamtmetall in einer Stellungnahme.Der Verzicht auf eine konkrete Forderung bedeutet übrigens nicht, dass sich die Gewerkschaften zugunsten eines Zukunftspakets auch mit einer Nullrunde zufriedengeben würden. “Die IG Metall verfolgt weiterhin das Ziel, dass die Kaufkraft der Beschäftigten gestärkt werden muss, dies muss sich in den Entgelttabellen wiederfinden”, sagte Hofmann mit Blick darauf, dass der private Konsum eine wichtige Stütze der wirtschaftlichen Entwicklung hierzulande ist.Vor diesem Hintergrund und der Ertragssituation der Unternehmen rechtfertigte der Gewerkschaftssekretär auch den Lohnabschluss 2018, der von Arbeitgeberseite als überzogen betrachtet wird. Und Hofmann machte auch klar, dass ihm nur ein Inflationsausgleich zu wenig sei. Im zurückliegenden Jahr lag die Teuerung in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei durchschnittlich 1,4 %. Gut gefüllte StreikkasseImmerhin könnten in der anstehenden Lohnrunde Arbeitskämpfe vermieden werden. Die Gewerkschaften wollen das Zukunftspaket bis Ende April ausverhandeln. Dann endet die Friedenspflicht nach dem Auslaufen der jetzigen Tarifverträge zum 31. März. “Sollte die Arbeitgeberseite den Vorschlag des Zukunftspaketes zurückweisen, ist ab Mai noch in stärkeren Umfang mit konträren Konflikten zu rechnen”, so Hofmann – will heißen, mit ausgedehnten Arbeitskämpfen.Leisten kann sich das die IG Metall, die per Ende 2019 exakt 2 262 571 Mitglieder zählt, nach eigenem Bekunden. Die Beitragseinnahmen stiegen 2019 im zehnten Jahr in Folge und erreichten 598 Mill. Euro nach 586 Mill. Euro 2018, sagte Hauptkassierer Jürgen Kerner auf der Pressekonferenz und fügte hinzu: “Keine politische Aktion und kein Streik wird an den Finanzen scheitern.”