ILO warnt vor sozialen Unruhen

UN-Arbeitsorganisation kritisiert Schrumpfen der Mittelschicht in Europa

ILO warnt vor sozialen Unruhen

lz Frankfurt – Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hat vor sozialen Unruhen in den Krisenländern Europas gewarnt. Während in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern die Beschäftigung weiter zunehme, zeichne sich in einigen Industrieländern der allgemeinen wirtschaftlichen Erholung zum Trotz ein “eher düsteres Bild der Lage” ab, heißt es im Weltarbeitsmarktbericht. “Insbesondere in einigen europäischen Ländern gerät dabei das wirtschaftliche und soziale Gefüge in Gefahr”, schreiben die Arbeitsmarktexperten.Harsch kritisieren sie in diesem Zusammenhang die Zunahme der Einkommensungleichheit in den vergangenen Jahren. Explizit genannt werden insbesondere Frankreich, Dänemark, Spanien und die USA. Der Bericht weist zudem darauf hin, dass in vielen Industrieländern – darunter auch Deutschland – die Mittelschicht schrumpft. Das gefährde den “gesellschaftlichen Zusammenhalt”, warnen sie. So hat nach den ILO-Daten in Spanien die Schicht mit mittleren Einkommen 2007 noch die Hälfte der Bevölkerung ausgemacht; Ende 2010 seien es nur noch 46 % gewesen. Und in den USA sei das Vermögen der reichsten 7 % der Bevölkerung zwischen 2009 und 2011 von 56 % auf 63 % gestiegen, während sich das Vermögen der restlichen 93 % verringert habe.Deutschland wird in dem Bericht in vielen Bereichen als nachahmenswertes Beispiel hingestellt, etwa, was das Sinken der Arbeitslosenrate angeht. Die Beschäftigungsquote habe sich von 54,7 % im Jahr 2007 auf 57,1 % Ende 2012 erhöht. Zwischen 2007 und 2012 seien in Deutschland netto mehr als zwei Millionen Arbeitsplätze geschaffen worden, während im Vergleich dazu in der gesamten EU 2,7 Millionen Jobs verloren gegangen seien. Kritisiert wird jedoch – neben dem Schrumpfen der Mittelschicht – die schlechte Qualität der Jobs. Die Häufigkeit von Leiharbeit und unfreiwilliger Teilzeitarbeit habe zugenommen. Der Niedriglohnsektor habe sich weiter verfestigt. Zudem seien die Managerbezüge stärker gewachsen als die Arbeitnehmereinkommen.