IWF-Frühjahrstagung

Impftempo beunruhigt Fed

Zwar zeigt sich Fed-Chef Jerome Powell zuversichtlich, dass die US-Wirtschaft „sehr bald“ unter Volldampf stehen wird. An der sehr lockeren Geldpolitik dürfte das aber auf absehbare Zeit nichts ändern.

Impftempo beunruhigt Fed

rec/ms Frankfurt

Die im Vergleich zu den USA viel langsameren Fortschritte bei Massenimpfungen gegen das Coronavirus in weiten Teilen der Welt rücken in den Fokus der amerikanischen Notenbank. „Wir sehen die weltweiten Impfkampagnen als Risiko für die wirtschaftliche Erholung“, sagte Fed-Chef Jerome Powell bei einer Online-Diskussion im Rahmen der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF): „Das verfolgen wir sehr aufmerksam.“ Auch betonte Powell, dass bloße Prognosen eines sehr starken Aufschwungs in der amerikanischen Wirtschaft oder erste Hinweise auf eine Wende am Arbeitsmarkt die Währungshüter auf absehbare Zeit nicht von ihrer sehr lockeren Geldpolitik abrücken lassen werden: „Für uns zählen tatsächliche Fortschritte.“

Der Kurs der Fed steht derzeit noch stärker als üblich im internationalen Fokus. Hintergrund ist die Sorge, dass ein rascher Anstieg der US-Zinsen infolge der kräftigen Konjunkturerholung in den USA die Kapitalmarktzinsen weltweit mit nach oben ziehen könnte – was andere Volkswirtschaften vor erhebliche Probleme stellen würde. Der Internationale Währungsfonds hat ein solches Szenario sogar als ein zentrales Risiko für seine noch einmal optimistischeren Prognosen für das globale Wachstum identifiziert. Die Sorge gilt insbesondere vielen Schwellen- und Entwicklungsländern.

Das war auch ein zentrales Thema bei den Beratungen des IWF-Lenkungsausschusses IMFC, wie IWF-Chefin Kristalina Georgiewa bei der Pressekonferenz nach der Sitzung wissen ließ. „Erhöhte finanzielle Anfälligkeiten könnten ein Risiko darstellen, sollten sich die globalen Finanzbedingungen rasch verschärfen“, heißt es auch warnend in der Abschlusserklärung des IMFC. Wo immer möglich, solle die Geldpolitik akkommodierend bleiben. Georgiewa sagte, dass Fed-Chef Powell klargemacht habe, dass die Fed um solche Risiken wisse und sich verpflichtet habe, die Fed-Politik klar und im Voraus zu kommunizieren.

In der anschließenden Diskussion, an der neben Powell und Georgiewa Eurogruppenchef Paschal Donohoe und die Chefin der Welthandelsorganisation, Ngozi Okonjo-Iweala, teilnahmen, bekräftigte der Notenbankchef den Kurs der Fed. Zwar sei aufgrund der billionenschweren Konjunkturhilfen und der zügig voranschreitenden Impfkampagne damit zu rechnen, dass die US-Wirtschaft „sehr bald“ wieder unter Volldampf stehen werde. Die Konjunkturerholung bleibe aber ungleichmäßig und unvollständig. Insbesondere verwies Powell auf die nach wie vor hohe Zahl an Arbeitslosen insbesondere unter Geringverdienern. Hier liege die Arbeitslosenquote bei 20%, während höhere Einkommensklassen zurück auf Vorkrisenniveau seien. „Wir werden diese Menschen nicht vergessen und die Wirtschaft mit der notwendigen Hilfe unterstützen, bis die Arbeit getan ist“, so Powell.

Die im Zuge der Pandemie zunehmende Ungleichheit ist auch ein zentrales Thema der IWF-Frühjahrstagung. Mit Sorge verwies insbesondere IWF-Chefin Georgiewa wiederholt auf den Umstand, dass in erster Linie Geringverdiener, Frauen und junge Menschen die Folgen der Krise zu tragen hätten. Das unterstrich auch der irische Finanzminister Donohoe. Während die Arbeitslosenquote in der Europäischen Union insgesamt etwa einen halben Prozentpunkt höher liege als vor der Pandemie, seien es in der jungen Bevölkerung 6 und unter jungen Frauen sogar 9 Prozentpunkte. „Das zeigt, wie unterschiedlich sich die Pandemie auswirkt“, sagte Donohoe.