Notiert inMailand

In Italien droht ein Caffé-Preisschock

Der morgendliche Caffé oder Cappuccino in der Bar soll deutlich teurer werden: Schlechte Ernten in den Erzeugerländern haben zu einer Verknappung und steigenden Preisen geführt. Die Frage ist, ob die Italiener bereit sind, 2 Euro für den Caffé am Tresen zu zahlen.

In Italien droht ein Caffé-Preisschock

Notiert in Mailand

In Italien droht ein Caffé-Preisschock

Illy-Chefin erwartet Preis von 2 Euro pro Tasse in der Bar

bl Mailand
Von Gerhard Bläske

Der am Morgen meist am Tresen in der Bar eingenommene Cappuccino oder Caffé, der dem deutschen Espresso entspricht, gehört zu den Gewohnheiten fast jeden Italieners. Nach dem Cappuccino am Morgen folgen im Tagesverlauf in der Regel mehrere Caffé, oft auch noch nach dem Abendessen. Die Preise sind für deutsche Verhältnisse moderat: Der Cappuccino kostet in der Regel um die 1,40 Euro, der Caffé zwischen 1 und 1,20 Euro.

Als Cristina Scocchia, CEO des Triestiner Herstellers Illy, kürzlich erklärte, es sei nur eine Frage der Zeit, bis der Preis auf 2 Euro pro Tasse steigen werde, sorgte das für einen Schock. Sie selbst sprach von einem Unwetter auf dem Markt und nannte zur Begründung die stark gestiegenen Kaffee-Einkaufspreise aus Erzeugerländern wie Vietnam, Brasilien oder Uganda. Gegenüber dem Vorjahr stiegen sie um rund ein Drittel. Ursache dafür sind anhaltend schlechte klimatische Bedingungen in vielen Ländern. Lange Trockenperioden häufen sich. Sie drücken die Erntemengen massiv. Den rückläufigen Ernte-Erträgen steht eine weltweit steigende Nachfrage gegenüber. Auch andere Kosten sind gestiegen.

Für die Caffé-Bars, die allein mit dem Verkauf der Caffé etwa 7 Mrd. Euro einnehmen, sind das keine guten Nachrichten. Denn viele Italiener könnten versucht sein, künftig ihren Konsum außer Haus einzuschränken und den Caffé lieber zu Hause trinken. Das wäre für die Bars fatal, denn mit dem Caffé nehmen viele Kunden auch ein Cornetto oder etwas anderes dazu. Die Mischkalkulation sorgt dann für ein halbwegs gutes Auskommen.

Da trifft es sich gut, dass wenigstens vom Markt für Olivenöle leichte Entwarnung kommt. Für die Italiener, die zumindest in der Mitte und im Süden des Landes, fast alle Speisen mit Olivenöl zubereiten, eine wichtige Botschaft. Manche Haushalte haben gleich mehrere Öle in der Küche stehen: Je nachdem, welche Speisen damit zubereitet werden.

Die Durchschnittspreise für Olivenöl haben sich zwischen 2021 und 2024 verdoppelt. Verantwortlich dafür war neben steigenden Energiepreisen und schlechten Ernten eine steigende Nachfrage. In vielen Regionen, vor allem im süditalienischen Apulien, dezimierte die Pilzkrankheit Xylella die Zahl der Olivenbäume und damit die Erntemenge.

Entscheidend für die Preisentwicklung ist jedoch Spanien. Denn die iberische Halbinsel ist der weitaus größte Produzent von Olivenöl und leidet massiv unter langen Trockenperioden. Allein Italien importiert Öl im Volumen von 2,3 Mrd. Euro aus Spanien. Die Produktionsmenge dort ist etwa fünfmal so hoch wie im Bel Paese. Niederschläge im Frühjahr ließen zunächst gute Ernten erwarten. Dann folgte eine viermonatige Trockenzeit. Doch immerhin: Im Vergleich zum Vorjahr dürfte die Ernte besser ausfallen. Die Preise haben gegenüber dem Vorjahr leicht nachgegeben. Schade, dass der Caffé nicht aus Olivenöl herzustellen ist.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.