Indische Zinsen bleiben hoch

Notenbank setzt auf langfristige wirtschaftliche Stabilität statt rein quantitatives Wachstum

Indische Zinsen bleiben hoch

eh Hongkong – Die indische Notenbank setzt die langfristige wirtschaftliche Stabilität über rein quantitatives Wachstum. Obwohl die Konsumentenpreisinflation im Oktober mit 5,5 % das Inflationsziel von 6 % deutlich unterschritten hat und sich das Wachstum im dritten Quartal gegenüber den vorangegangenen drei Monaten von 5,7 % auf 5,3 % verlangsamte, hat die Reserve Bank of India (RBI) an ihrer Geldpolitik festgehalten. Auf der regulären vierteljährlichen geldpolitischen Sitzung ließen die Notenbanker den Leitzins von 8 % und die Bargeldreserverate von 4 % unberührt. “Wir setzten größere Priorität auf nachhaltiges Wachstum”, begründete RBI-Gouverneur Raghuram Rajan nach Sitzungsende den Beschluss.Damit tritt er lauter gewordenen Forderungen der Privatwirtschaft wie auch der Politik nach günstigeren Krediten gegenüber. Der ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IEF) schloss nicht aus, dass die RBI ihre Haltung ändern könnte, falls sich die makroökonomischen Eckdaten in den kommenden Wochen deutlich verbesserten. Liquidität für die Banken”Sollte die Inflationsrate weiter an Momentum verlieren, die Inflationserwartungen fallen und die Entwicklung der Fiskallage zu Optimismus Anlass geben, ist eine Änderung des geldpolitischen Kurses im kommenden Jahr wahrscheinlich und das auch zu einem Zeitpunkt außerhalb der normalen Zinssitzungen”, sagte Rajan, der in seiner Vorgängerrolle als IWF-Ökonom die lockere Geldpolitik des ehemaligen Chefs der amerikanischen Notenbank, Alan Greenspan, wiederholt kritisiert hatte. Gleichzeitig versprach Rajan aber auch, dass die RBI mit einer kurzfristigen Kreditfazilität die Banken mit genügend Liquidität versorgen wird.Indien folgt mit seinem gegenwärtigen geldpolitischen Kurs innerhalb der großen Schwellenländer einem Mittelweg. China hat Ende Oktober zur Stützung des Wachstums die Zinsen gesenkt, während Brasilien und Russland die Inflation mit Interventionen zur Währungsstützung bekämpfen. Rajan wies in seiner wirtschaftspolitischen Lageeinschätzung auf die sich erneut abkühlende globale Konjunktur hin. Der daraus für Indien resultierende Gegenwind werde aber durch den sinkenden Erdölpreis weitgehend ausgeglichen. Starker ReformdruckAls Herausforderung sieht er die fortschreitende Sanierung der unter einer hohen Last von Risikokrediten ächzenden heimischen Banken an. Die anhaltenden Probleme dieses Sektors sind ebenso wie das nach wie vor hohe Fiskaldefizit Grund dafür, dass die RBI die Zinsen hoch hält und damit auch für Druck sorgt, dass der laufende Reformprozess nicht ins Stocken gerät. Der Leitindex der indischen Börse verlor in der ersten Hälfte des Tages 0,3 %. Doch liegt der BSE Sensex damit immer noch 48 % über dem Stand vor zwölf Monaten.