Einkaufsmanagerindex

Industrie im Euroraum schaltet einen Gang zurück

Die Industrie im Euroraum setzt ihr Wachstum fort, allerdings langsamer als zuletzt. Lockdowns und Lieferengpässe machen den Unternehmen zu schaffen.

Industrie im Euroraum schaltet einen Gang zurück

ba Frankfurt

Die Industrie im Euroraum ist zu Jahresbeginn zwar weiter gewachsen, allerdings ist etwas an Dynamik verloren gegangen. Laut den endgültigen Umfrageergebnissen von IHS Markit ist der Einkaufsmanagerindex (PMI) im Monatsvergleich um 0,4 auf 54,8 Punkte gefallen. In einer Erstschätzung war ein Stand von 54,7 Zählern ermittelt worden. Damit liegt das Barometer weiter über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern, was für wirtschaftliche Expansion spricht.

Die neuen Lockdown-Beschränkungen und die aktuellen Lieferengpässe hätten den Unternehmen in der gesamten Region schwer zu schaffen gemacht, so dass die Expansionsrate die niedrigste seit Beginn des Aufschwungs war, kommentierte Markit-Chefökonom Chris Williamson. Das Ausmaß der Lieferverzögerungen sei sogar – mit Ausnahme des globalen Lockdowns Anfang 2020 – so stark wie nie zuvor seit Beginn der Erhebung vor mehr als zwanzig Jahren ausgefallen. Bislang ist die Industrie noch die Hauptwachstumsstütze, da der Dienstleistungssektor heftig unter den Coronabedingten Restriktionen leidet, „doch schwindet der Einfluss der Industrie“, mahnt Williamson.

Noch aber laufen die Geschäfte am besten in den Ländern mit starker Exportbasis wie in den Niederlanden und Deutschland, heißt es bei IHS Markit. Der niederländische PMI ist stieg auf 58,8 Punkte und damit den höchsten Wert seit über zwei Jahren. Der Indikator für Italiens Industrie erreichte mit 55,1 Punkten sogar fast ein Dreijahreshoch. Auch Österreich schnitt gut ab während die übrigen von der Umfrage erfassten Länder moderate Zuwächse verzeichneten oder – wie Griechenland – stagnierten. Schlusslicht unter den Ländern war diesmal Spanien, das als einziges Geschäftseinbußen hinnehmen musste. Allerdings seien diese teilweise auf Produktionsunterbrechungen infolge des Sturms Filomena zurückzuführen, der Anfang Januar für heftige Schneefälle gesorgt hatte.

Der deutsche Industriesektor konnte laut IHS Markit „den Schwung mit ins neue Jahr nehmen“, der entsprechende PMI ist um 1,2 auf 57,1 Punkte gefallen. Hier lag die Vorabschätzung bei 57,0 Zählern. Zuwächse gab es beim Auftragseingang und der Produktion. Der Stellenabbau fiel geringer aus als zuletzt, was teils am Rekordhoch bei den Geschäftsaussichten gelegen habe. Markit-Experte Phil Smith verwies aber auf ein wachsendes Risiko von Störungen, da bei vielen Herstellern die Bestände an Vormaterialien zurückgingen. Auch hierzulande häuften sich die Lieferverzögerungen wegen einer Verknappung an Rohmaterialien und dem Mangel an Schiffscontainern. Während des derzeitigen Lockdowns leiste die Industrie aber „einen beträchtlichen Beitrag zur Konjunktur“, lobte Smith. Die Warenexporte und die Bauinvestitionen hatten die Wirtschaft im Schlussquartal 2020 gestützt und für ein Wachstum von 0,1% gesorgt.

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