Euroraum

Industrie kürzt Produktion kräftig

Die Euro-Industrie hat angesichts des anhaltenden Gegenwinds im Juli die Produktion kräftiger als erwartet zurückgefahren. Insbesondere bei den Investitionsgütern hakt es.

Industrie kürzt Produktion kräftig

ba Frankfurt

Die Industrie im Euroraum hat im Juli die Produktion stärker gedrosselt als erwartet. Die Unternehmen leiden schon seit längerem unter den kräftig steigenden Energie- und Rohstoffkosten, Materialengpässen und hohen Frachtraten – und nun schwächelt auch noch die globale Nachfrage. Eine schnelle Wende zum Besseren ist nicht in Sicht, und so erwarten Ökonomen unisono eine Rezession im gemeinsamen Währungsraum. Uneins sind sich die Experten nur in der Frage, wie tief diese ausfällt und wie lange sie währt.

Laut Statistikamt Eurostat hat die Euro-Industrie im Juli saisonbereinigt 2,3% weniger gefertigt als im Monat zuvor. Ökonomen hatten zwar nach drei Anstiegen in Folge einen Rückgang erwartet, im Schnitt aber nur mit −1,0% gerechnet. Allerdings fiel das Produktionsplus mit 1,1% im Juni kräftiger aus als zunächst mit 0,7% gemeldet. Im Vergleich zu Juli 2021 sank der Output um 2,4%.

Den kräftigsten Rückgang vermeldeten die Hersteller von Investitionsgütern wie etwa Maschinen und Fahrzeugen: Sie drosselten die Produktion um 4,2% im Monatsvergleich. Die Branche leidet am stärksten unter den Materialengpässen – wegen der drohenden Rezession und der Unsicherheit infolge des Ukraine-Kriegs werden zudem viele Investitionsvorhaben verschoben. Aber auch von Gebrauchs- und Verbrauchsgütern wurde weniger gefertigt als im Vormonat: Eurostat vermeldet Rückgänge um 1,6% und 0,8%. Zugelegt hat hingegen die Produktion von Energie (+0,4%) und von Verbrauchsgütern (+1,2%).

Die Entwicklung in den Ländern verlief sehr uneinheitlich: Die höchsten monatlichen Rückgänge verzeichnet Eurostat für Irland ­(−18,9%), Estland (−7,4%) und Österreich (−3,2%). Die höchsten Anstiege wurden in Litauen (+6,5%) und Malta (+4,2%) beobachtet. Unter den großen Euro-Volkswirtschaften vermeldete allein Italien (+0,4%) eine Produktionssteigerung. Frankreichs Industrie produzierte 1,5% weniger, die in Spanien drosselte den Output um 1,0%. Die deutsche Industrie stellte 0,7% weniger her.

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