Industrie pocht auf Mitsprache bei Taxonomie
ahe Brüssel – Die deutsche Industrie fordert von Brüssel eine Mitsprache bei der weiteren Ausgestaltung des EU-Klassifizierungssystems für nachhaltige Investitionen (Taxonomie). In einem gemeinsamen Schreiben kritisieren der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sowie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), dass sie auf der zuständigen Expertenebene bislang “deutlich unterrepräsentiert” waren, und fordern bei der Besetzung künftiger Gremien, die für die Ausarbeitung von Grenzwerten zuständig sind, eine “angemessene Vertretung”. Der Brief ist an den exekutiven Vizepräsidenten der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, gerichtet und liegt der Börsen-Zeitung vor.Bislang waren die Grundlagen des Klassifizierungssystems, auf das sich die europäischen Gesetzgeber Ende Dezember verständigt hatten, hauptsächlich von einer technischen Expertengruppe (TEG) ausgearbeitet worden, die vor allem mit Vertretern der Finanzwirtschaft besetzt war. Diese TEG will bis Mitte März ihren Abschlussbericht vorlegen. Die weitere Ausarbeitung von Kriterien für die Nachhaltigkeitsbewertung soll dann eine neue sogenannte Sustainable Finance Platform übernehmen, über deren Besetzung die EU-Kommission in Kürze entscheidet und die voraussichtlich im Herbst ihre Arbeit aufnehmen wird.Die drei deutschen Verbände verweisen nun darauf, dass dabei Branchenexperten benötigt würden und die Ergebnisse zudem Auswirkungen auf die Realwirtschaft hätten. Sie fordern Dombrovskis daher “dringend” auf, ein Drittel der Mitglieder der Plattform für ein breites Spektrum von Branchenvertretern zu reservieren. Ad-hoc-Konsultationen, wie es sie bisher gegeben habe, reichten nicht aus. Eine angemessene Vertretung der Industriesektoren werde die Entwicklung von technischen Screening-Kriterien erheblich verbessern und dazu beitragen, nachhaltige Investitionen zuverlässig zu steuern, heißt es.Nach Angaben der EU-Kommission sind zusätzliche jährliche Investitionen von 260 Mrd. Euro erforderlich, um die aktuellen Klima- und Energieziele für 2030 zu erreichen. Die Schaffung einer gemeinsamen Sprache in der Taxonomie für alle Akteure des Finanzsystems und der Realwirtschaft sei aber entscheidend, um ausreichend Kapital zu mobilisieren, heißt es in dem Brief.