Industrie produziert im August deutlich mehr

Output in Deutschland übertrifft Prognosen

Industrie produziert im August deutlich mehr

ba Frankfurt – In den größten Volkswirtschaften der Eurozone scheint es, als sei der erste Schock über das Brexit-Votum der Briten verdaut. In Deutschland, Spanien und Frankreich legte die Industrieproduktion im August spürbar zu.Das Plus von 1,4 % im Vergleich zum Vormonat bedeutet für Spaniens Industrie den stärksten Produktionsanstieg seit knapp einem Jahr. Im Jahresvergleich kletterte der Output um 4,0 %, was gleichfalls die Markterwartungen übertraf. Der größte Impuls kam von der Herstellung der Kapitalgüter, die als Fingerzeig für die Investitionsneigung der Unternehmen gilt. Einzig die Energieerzeugung drückte auf das Gesamtergebnis.Das französische produzierende Gewerbe steigerte den Ausstoß im August im Monatsvergleich um 2,1 % und damit so stark wie zuletzt vor einem Jahr. Ökonomen hatten gerade mal ein Plus von 0,7 % auf dem Zettel. Die Industrie produzierte 2,2 % mehr als im Vormonat, aber auch die Versorger stützten das Gesamtergebnis. Nach den Produktionsdaten vom Freitag erwarten Ökonomen einen positiven Trend für die Eurozone – deren aggregierte Zahlen sollen am 12. Oktober veröffentlicht werden.Die deutsche Produktion setzte im August ihren Zickzackkurs fort – im Vergleich zu Juli produzierten Industrie, Baubranche und Energieversorger zusammen preis-, saison- und arbeitstäglich bereinigt 2,5 % mehr. Dies war der stärkste Anstieg seit Januar dieses Jahres. Ökonomen hatten zwar ein Plus erwartet, allerdings nur von 1,0 %. Im Juli hatte sich der Ausstoß noch um 1,5 % verringert. Im Jahresvergleich stieg der Output im August laut Statistischem Bundesamt (Destatis) um 1,9 %.Stefan Große von der Nord/LB bescheinigte der deutschen Industrie denn auch ein furioses Comeback. Der Zuwachs führe dazu, dass der langfristige Wachstumstrend wieder intakt und “die Diskussion um den Brexit-Schock – zumindest am aktuellen Rand – vorerst vom Tisch” sei. Die am Donnerstag ebenfalls überraschend positiven Auftragseingänge und der jüngste Ifo-Geschäftsklimaindex bestätigten die Ansicht, “dass die deutsche Wirtschaft nach wie vor robust unterwegs ist und im Gesamtjahr 2016 ein positives Wachstum von 1,9 % aufweisen wird”, erwartet Große. Für Andreas Rees von der Unicredit setzen die August-Daten die Dinge ins rechte Licht: Die Grundlagen im deutschen Industriesektor seien zwar nicht großartig, aber robust. Sowohl Ökonomen als auch das Bundeswirtschaftsministerium erklärten die schwachen Juli-Zahlen mit der ungewöhnliche Lage der Schul- und Werksferien. Rees zufolge lag dies vor allem an der Autoindustrie, deren Werksferien normalerweise auf den August fallen, in diesem Jahr aber im Juli lagen. Die Autohersteller hätten im August 0,7 Punkte zu dem Plus von 2,5 % beigetragen.Zugelegt hat die Produktion in fast allen Unterkategorien, vor allem in der Industrie im engeren Sinne. Außerhalb der Industrie legte auch die Energieerzeugung zu, wohingegen die Bauproduktion im Monatsvergleich zurückging.In der Bewertung, wie das dritte Quartal insgesamt ausfällt, sind sich die Ökonomen uneins: Ralph Solveen von der Commerzbank spricht von einer Stagnation, Johannes Mayr von der BayernLB erwartet einen positiven Wachstumsbeitrag der Industrie zum Bruttoinlandsprodukt. ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski sieht den Ausblick für das dritte Quartal nun ebenfalls positiver, darüber hinaus allerdings gebe es keinen Grund für übermäßigen Enthusiasmus. Deutschlands B & B-Problem – Banken und Brexit – sei noch nicht gelöst.