Industrie-Stimmung im Euroraum trübt sich ein

Arbeitslosenquote stagniert bei 8,4 Prozent

Industrie-Stimmung im Euroraum trübt sich ein

ba Frankfurt – Die Industrie im Euroraum hat im ersten Halbjahr kontinuierlich an Schwung verloren. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex (PMI) ist im Juni den finalen Daten zufolge um 0,6 auf 54,9 Punkte und damit den tiefsten Stand seit 18 Monaten gefallen, wie das Analysehaus IHS Markit gestern mitteilte. Damit wurde die Vorabschätzung um 0,1 Zähler nach unten korrigiert. Mit einem Wert über der 50-Punkte-Marke wird aber weiter Wachstum signalisiert. Seit Jahresbeginn habe sich die Produktionssteigerungsrate erheblich abgeschwächt und der Auftragszuwachs noch stärker verringert, daher erwartet IHS-Chefökonom Chris Williamson, dass die Unternehmen “die Produktion weiter drosseln – sofern die Nachfrage nicht wieder anzieht”. Am besorgniserregendsten sei aber, wie stark sich das Exportneugeschäft in dieser Zeit abgeschwächt habe. “Unsere Umfrage zeigt, dass sich die Unternehmen zunehmend Sorgen über die Auswirkungen von Zöllen und Handelskrieg machen und dass sie sich auf weitere Verluste im Exportgeschäft gefasst machen”, kommentierte Williamson das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 3 000 Industrieunternehmen. Es sei kein Wunder, dass die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist nun auf dem tiefsten Wert seit November 2015 liegen.Aber auch die politische Unsicherheit schade dem Geschäftsklima. Am offensichtlichsten sei dies in Italien, das auf dem vorletzten Platz des aktuellen PMI-Ranking liegt. Frankreich ist nun das Schlusslicht, da der vorläufige PMI um 0,6 auf 52,5 Zähler nach unten revidiert wurde. Der PMI für Deutschland wurde mit 55,9 Punkten bestätigt. Als Lichtblick bezeichnete IHS-Markit-Deutschland-Experte Phil Smith, dass sich das Beschäftigungswachstum im Juni beschleunigte. “Eine stärkere Binnennachfrage könnte dazu beitragen, verlorene Exportaufträge auszugleichen”, so Smith. Das Ifo-Institut ist optimistischer und erwartet, dass die Industriekonjunktur hierzulande im zweiten Halbjahr an Schwung gewinnt. Seit Mai würden die monatlichen Ifo-Konjunkturumfragen wieder steigende Auftragseingänge in der Industrie zeigen: “Damit konnte der starke Rückgang, der seit Jahresbeginn zu beobachten war, gestoppt werden”, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.Ermutigende Signale lieferte erneut der Arbeitsmarkt im gemeinsamen Währungsgebiet: So verharrte die Arbeitslosenquote im Mai bei 8,4 % nach 8,5 % im März. Das ist laut dem Statistikamt Eurostat weiter der niedrigste Wert seit Dezember 2008. Der Unterschied unter den Ländern bleibt aber hoch: Deutschland (3,4 %) und Malta (3,9 %) verzeichneten die niedrigsten Quoten während sie in Griechenland (20,1 % im März), Spanien (15,8 %) und Italien (10,7 %) weiter am höchsten sind.