Industrie zieht Stimmung im Euroraum nach unten
Industrie zieht Stimmung im Euroraum nach unten
ba Frankfurt
Die schwächere Laune der Industrieunternehmen im Euroraum hat die Wirtschaftsstimmung insgesamt gedämpft. Der Economic Sentiment Indicator (ESI) der EU-Kommission ist im Oktober unerwartet um 0,7 auf 95,6 Punkte gefallen. Ökonomen hatten einen Wert von 96,3 Zählern erwartet. Kaum Änderung zeigte der Beschäftigungsindikator (Employment Expectations Indicator, EEI), der um 0,2 auf 99,2 Zähler abgab. Damit notieren beide Indikatoren weiter unter dem langjährigen Mittel von 100 Punkten. Dass die Lage am Arbeitsmarkt schwieriger wird, zeigt indes der Labour Hoarding Indicator (LHI). Das Barometer misst für die 27 EU-Mitgliedsländer die Bereitschaft der Unternehmen, die mit einem geringeren Geschäft rechnen, am Personal festzuhalten oder Jobs aufzubauen. Der LHI ist um 0,4 auf 9,3 Punkte gesunken und liegt damit erstmals seit Februar 2022 leicht unter seinem langfristigen Durchschnitt.
Im Oktober hat sich allein die Stimmung in der Industrie weiter verschlechtert. Konsumenten, Bauwirtschaft und Einzelhandel melden eine bessere Stimmungslage, während der Indikator der Dienstleister stagnierte.
Wettbewerbsfähigkeit wird schwächer beurteilt
Die vierteljährliche Umfrage unter Industrieunternehmen ergab, dass der Anteil an Managern gestiegen ist, die angesichts der Auftragsbestände und Nachfrageerwartungen ihre derzeitigen Produktionskapazitäten als „mehr als ausreichend“ einschätzen. Die eigene Wettbewerbsfähigkeit auf den Nicht-EU-Märkten hingegen wurde schwächer bewertet. Material- und/oder Ausrüstungsmangel sowie Fachkräftemangel wurden nicht mehr so häufig als produktionshemmender Faktor gesehen. Finanzielle Engpässe gelten laut EU-Kommission weiter als relativ geringes Problem. Die Kapazitätsauslastung sank im Vergleich zum Juli um 0,8 Punkte auf 76,9%.
Unter den größeren Euro-Volkswirtschaften trübte sich der ESI vor allem in Spanien kräftig ein (–4.8 Punkte), das mit 102,4 Punkten aber Spitzenreiter bleibt. Allerdings fehlen hier noch die Daten für Dienstleister, Konsumenten und den Einzelhandel. In Frankreich gab der ESI um 4,7 Zähler nach. In Deutschland hingegen legte der ESI 0,8 Punkte zu, mit 90,2 Zählern ist dies aber immer noch der letzte Platz unter den Euro-Schwergewichten
„Das bereits seit Jahresbeginn eingetrübte europäische Wirtschaftsvertrauen hält den Euroraum aber nicht davon ab, seit drei Quartalen kontinuierlich zu wachsen“, kommentierte Christian Melzer von der DekaBank. Im Sommer legte die Euro-Wirtschaft um 0,4% zum Vorquartal zu, im Frühjahr waren es noch Plus 0,2%. Und auch wenn der ESI unterdurchschnittlich bleibe, sei er weiter „in einem Bereich, der mit Wachstum im Euroraum vereinbar ist“, so Melzer.