VOR DER IWF-UND WELTBANK-TAGUNG

Industrieländer werden anfälliger

Wachstumsschock der Schwellenländer würde vor allem Finanzmärkte treffen

Industrieländer werden anfälliger

det Washington – Trotz der insgesamt positiven Bewertung der Konjunkturaussichten für die Schwellenländer sieht der Internationale Währungsfonds (IWF) zumindest das theoretische Risiko möglicher Wachstumsschocks, die auch auf die Industrieländer durchschlagen würden. Wie der IWF in seinem neuen Weltwirtschaftsausblick (WEO) schreibt, wären insbesondere Handelsströme sowie die Finanzmärkte betroffen.Zwar beschreibt der IWF die Schwellenländer mit ihren soliden Wachstumsraten weiter als Katalysatoren der Weltwirtschaft. Während der vergangenen Monate habe sich der “fragile” Aufschwung aber leicht verlangsamt. Dass Phasen schwächeren Wachstums früher isoliert waren, heute aber auch die Industrieländer anstecken könnten, begründet der WEO mit zunehmend engen weltwirtschaftlichen Verflechtungen, speziell zwischen den wichtigsten Industrienationen und den Ländern mittleren Einkommens. Ein Wachstumsschock würde vorrangig in der Exportindustrie zu Buche schlagen und könnte zu Störungen in globalen Lieferketten führen. Leiden würden insbesondere Ausfuhren aus den Industrieländern, vorrangig kapitalintensive Güter. Handelsvolumen legt zuDie höhere Anfälligkeit der Industrieländer begründet der Währungsfonds mit dem steilen Anstieg des Handelsvolumens zwischen den Länderblöcken. So machen die Ausfuhren in Schwellenländer mittlerweile 3 % der Wirtschaftsleistung der exportierenden Länder aus. 2002 hatte die Quote noch bei 1,6 % gelegen. Zudem haben während der vergangenen Dekade Schwellenländer nicht weniger als 20 % aller Exporte aus den Industriestaaten absorbiert.Eine weitere potenzielle Gefahr sieht der IWF darin, dass ein Wachstumseinbruch in den Schwellenländern Kursverluste der Währungen und Einbrüche an den Wertpapiermärkten auslösen könnte. Dies wiederum würde Industrieländer treffen, die in größerem Umfang in den betroffenen Staaten finanziell engagiert sind. Schließlich machen die Guthaben, die Investoren in Ländern mittleren Einkommens besitzen, zwischenzeitlich 8,7 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ihres Heimatlandes aus. 1997 hatte der Anteil noch bei 3,5 % gelegen. Die Vermögenswerte bestehen größtenteils aus Bankguthaben, wobei der Anteil von Aktien und festverzinslichen Wertpapieren an den Guthaben während der vergangenen Jahre deutlich gestiegen ist.Nicht auszuschließen wäre in dem theoretischen Szenario eines unerwarteten Wachstumsschocks in den Schwellenländern, dass die Risikoaversion weltweit zunimmt und es auch in den Industrieländern zu scharfen Korrekturen an den Finanzmärkten kommt.