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Industrieministerin Guidi tritt zurück

tkb - Abgehörte Telefonate brachten Italiens 46-jährige Industrieministerin in Bedrängnis. Wenige Stunden nach der Veröffentlichung der Gespräche trat Federica Guidi zurück. Sie hatte ihren Lebensgefährten vorab über Regierungsentscheidungen...

Industrieministerin Guidi tritt zurück

tkb – Abgehörte Telefonate brachten Italiens 46-jährige Industrieministerin in Bedrängnis. Wenige Stunden nach der Veröffentlichung der Gespräche trat Federica Guidi zurück. Sie hatte ihren Lebensgefährten vorab über Regierungsentscheidungen informiert. Angeblich soll der aktuell auf Staatsbesuch in den USA weilende Regierungschef Matteo Renzi sie zum Rücktritt aufgefordert haben.Für Renzi ist der “Fall Guidi” ein Rückschlag, der mit Blick auf die kommenden Gemeinderatswahlen besonders ärgerlich ist. Denn Renzi hatte sich stets bemüht, seine Regierung als sauber, unberührt von der herrschenden Vetternwirtschaft und Korruption darzustellen. Nach dem Rücktritt des ehemaligen Transportministers Maurizio Lupi im Herbst verlor die Regierung nun schon ein weiteres Kabinettsmitglied.Die Ministerin für Industriepolitik und wirtschaftliche Entwicklung Federica Guidi, eine Juristin, ehemalige Finanzanalystin und von 2008 bis 2011 Präsidentin des jungen Industriellenverbandes, gehört keiner Partei an. Ihr Vater, der Unternehmer Adalberto Guidi, zählte zu den Anhängern von Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi. Schon bei der Regierungsbildung soll Berlusconi vor Vertrauten gesagt haben: “Wir haben eine Ministerin im Kabinett.” Gemeint war offenbar Federica.Guidis Lebensgefährte Gianluca Gemelli wird verdächtigt, seine Beziehung zur Politikerin für eigene Interessen missbraucht zu haben. Die Ermittler werfen dem aus Süditalien stammenden Unternehmer Gemelli vor, dabei im Auftrag des französischen Erdölmultis Total gehandelt zu haben. Es geht um Informationen über Regierungsberatungen zum Haushaltsgesetz. Als Beweis legten die Ermittler einen Telefonmitschnitt zwischen Guidi und ihrem Partner vor, wo sie ihm versichert, das Kabinett werde das Haushaltsgesetz für 2015 so ändern, wie er dies angeregt hatte. Angeblich hat Total im Gegenzug zu diesen Informationen Gemelli Aufträge für sein Unternehmen zugesagt.Die Vorwürfe kamen im Zuge der Ermittlungen über die illegale Entsorgung einer Ölanlage in Süditalien ans Licht. In den Skandal ist auch der Energiekonzern Eni verwickelt, der die Anlage betreibt. Sechs Angestellte werden verdächtigt, gefährliche Abfälle als harmlos deklariert zu haben, um sie leichter entsorgen zu können.