Inflation in den USA zieht stark an
det Washington
Der erwartete Anstieg der Verbraucherpreise in den USA ist im März noch etwas stärker ausgefallen als erwartet, was die Debatte über eine allmähliche Straffung der Geldpolitik anheizen dürfte. Unterdessen ließ der Präsident der Federal Reserve Bank von St. Louis, James Bullard, aufhorchen, indem er als erster führender Notenbanker den Zeitpunkt für ein Zurückfahren der umfangreichen Anleihekäufe mit einer konkreten Impfquote in der amerikanischen Bevölkerung in Verbindung brachte.
Nach Angaben des Bureau of Labor Statistics (BLS) legten die saisonbereinigten Verbraucherpreise im März um 0,6% und im Vorjahresvergleich um 2,6% zu, der stärkste jährliche Anstieg seit August 2012. Beide Werte übertrafen die Markterwartungen. Ökonomen hatten mit einem Plus von 0,5% und im Vorjahresvergleich einer Zunahme um 2,5% gerechnet. Benzin verteuerte sich gegenüber Februar um 9,1% und machte fast die Hälfte des gesamten Preisanstiegs aus. Die Kernrate, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, kletterte um 0,3% und gegenüber März 2020 um 1,6%.
Zwar könnte die Teuerungsrate wieder die Diskussion über Inflationsrisiken und einen Kurswechsel bei der Fed beleben, die im März vergangenen Jahres den Leitzins auf null gesenkt hatte und monatlich Anleihen im Wert von 120 Mrd. Dollar kauft. Dass der starke Anstieg des Konsumentenpreisindex CPI die Währungshüter zum Handeln veranlassen wird, ist aber aus mehreren Gründen unwahrscheinlich. Zum einen orientiert sich der Offenmarktausschuss der Fed in erster Linie an einem anderen Indikator, nämlich dem PCE-Preisindex, der im Februar um 1,6% und an der Kernrate gemessen um 1,4% gestiegen war. Zum anderen hat Notenbankchef Jerome Powell betont, dass mit vorübergehend höherer Inflation zu rechnen sei, insbesondere wegen Angebotsengpässen während der frühen Phase der konjunkturellen Erholung.
Indes stellte James Bullard, Präsident der Federal Reserve Bank von St. Louis, als erster Notenbanker einen Zusammenhang zwischen der Impfquote und dem möglichen Beginn des Tapering, also der Reduktion der Anleihekäufe, in Aussicht. In einem Interview mit Bloomberg sagte Bullard, dass es zwar „zu früh ist, um über Tapering zu reden“. Sobald aber 75% aller Amerikaner vollständig gegen das Virus geimpft seien, könne die Fed beginnen, hierüber nachzudenken. Bisher ist jeder fünfte US-Bürger geimpft, und die von Bullard angesprochene Schwelle könnte nach Schätzungen von Gesundheitsexperten bis Ende des Sommers erreicht sein.
Rekordverdächtiges Defizit
Derweil wachsen auch Sorgen um die steigende Staatsverschuldung in den USA. Wie das Finanzministerium berichtete, stieg das Haushaltsdefizit im März auf 659,6 Mrd. Dollar, den dritthöchsten je gemessenen Stand. Die Neuverschuldung erreichte in der ersten Hälfte des Fiskaljahres 2021, das im Oktober begann, den Rekordstand von 1,7 Bill. Dollar. Zuvor hatte der höchste Fehlbetrag bei 829 Mrd. Dollar gelegen. Die unabhängige Haushaltsbehörde Congressional Budget Office (CBO) rechnet bis Ende 2021 mit einer Schuldenquote von 102%, die sich in den kommenden 30 Jahren verdoppeln werde. Darin sind aber weder die Zahlungsverpflichtungen der gesetzlichen Rentenversicherung noch des Einlagensicherungsfonds FDIC berücksichtigt. Werden auch diese und Verbindlichkeiten zwischen Teilsektoren des Staates gezählt, dann lag die Verschuldungsquote bereits Ende 2020 bei 135%.