Inflation in der Eurozone geht etwas zurück
arp Frankfurt- Die Inflation in der Eurozone ist im November etwas zurückgegangen. Nach einer ersten Schätzung von Eurostat lag die jährliche Teuerungsrate bei 2,0 % und damit etwas unter den von 2,2 % im Oktober. Die Kernrate, welche die Preisentwicklung von Energie und Lebensmitteln ausklammert, sank ebenfalls auf 1,0 % nach 1,1 % im Oktober.Die Inflation liegt nunmehr zum sechsten Mal in Folge über dem Ziel der EZB von nahe, aber unter 2 %, das ist aber eher den nach wie vor galoppierenden Energiepreisen geschuldet. Diese legten im November im Vergleich mit dem Vorjahresmonat um 9,1 % zu, nachdem es im Oktober noch 10,7 % waren. Löhne kein PreistreiberCommerzbank-Analyst Christoph Weil geht denn auch davon aus, dass die EZB auf ihrer nächsten geldpolitischen Sitzung am 13. Dezember ihre Inflationsprognosen senken wird. “Der Sprung im Oktober auf 1,1 % war also wie von uns erwartet nicht der Beginn eines nachhaltigen Anstiegs. Wir sehen uns in der Einschätzung bestätigt, dass der unterliegende Preisauftrieb langsamer anziehen wird als von der EZB bislang erwartet”, schreibt Weil in einer Note. Der Commerzbank-Analyst weist auch darauf hin, dass “die höheren Lohnsteigerungen die Inflation im Euroraum noch nicht erkennbar verstärkt”.Auch Thomas Gitzel, der Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, sieht die Teuerung auf dem “Rückzugskurs”. Gitzel weist auch darauf hin, dass der Rückgang der Inflationsrate ohne gewisse Sondereffekte sogar stärker ausgefallen wäre. In Teilen der Eurozone geriet der Nachschub von Öl und Treibstoff ins Stocken und hielt die Energiepreise auf relativ hohem Niveau. Hintergrund ist das Niedrigwasser in den Flüssen und die damit nur eingeschränkt funktionierende Binnenschifffahrt, was wiederum Lieferketten im Energiebereich zum Erlahmen brachte.Gitzel hält die derzeitige Gemengelage für die EZB für “alles andere als angenehm”. Die Teuerungsentwicklung habe ihren vorläufigen Zenit überschritten und die Konjunktur kühle sich merklich ab. Obwohl der Chefvolkswirt keinen Zweifel hat, dass die EZB ihr Anleihenaufkaufprogramm wie avisiert zum Jahresende stoppt, wird dies “in Anbetracht der Datenlage zu einem schwierigen Unterfangen”, so Gitzel.Mark Dowding von Bluebay Asset Management ist davon überzeugt, dass EZB “genötigt sei , die geldpolitische Unterstützung für die Märkte weiter aufrechtzuerhalten”. Dowding glaubt an “eine Verlängerung des auslaufenden LTRO-Refinanzierungsprogramms der EZB zur Unterstützung des Bankensektors in Europa und eine “Operation Twist” nach dem Vorbild der Fed”, bei der eine Zentralbank gleichzeitig kurzlaufende Anleihen verkauft und langlaufende Anleihen kauft, um einerseits die Kreditkosten zu senken und andererseits das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.Bert Colijn, leitender Volkswirt für Euroland bei der ING, wirft derweil die Frage auf, wie lange die EZB angesichts von Abwärtsrisiken und einem wieder abflachenden Arbeitsmarkt noch an ihrer Forward Guidance festhalten kann, die einen Zinsschritt nach dem Sommer nächsten Jahres in Aussicht stellt, da ein Anziehen der Kerninflation wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen wird.