Inflation in Euroland zieht erneut leicht an

Rate von 0,2 Prozent - Unsicherheit über Ausblick

Inflation in Euroland zieht erneut leicht an

ms Frankfurt – Die Inflation im Euroraum hat sich im Juli unerwartet ein wenig beschleunigt – zugleich aber scheint die Wahrscheinlichkeit zuzunehmen, dass der für die nächsten Monate prognostizierte merkliche Anstieg der Teuerungsrate später kommt und zäher wird als vor kurzem noch erwartet. Damit dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) in erhöhter Alarmbereitschaft bleiben und die Diskussion über eine erneute Lockerung der Geldpolitik nach der Sommerpause an Intensität zunehmen. Der EZB-Rat berät das nächste Mal am 8. September über seinen geldpolitischen Kurs.Im Juli verteuerten sich Waren und Dienstleistungen im Euroraum im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,2 %, wie die EU-Statistikbehörde Eurostat am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Volkswirte hatten im Mittel mit einer gegenüber Juni unveränderten Rate von 0,1 % gerechnet. Das ist der höchste Wert seit Januar (0,3 %). Im Februar, April und Mai hatte die Rate sogar unter der Nulllinie gelegen. In Italien und Spanien standen auch im Juli negative Werte zu Buche (-0,1 % sowie – 0,6 %), in Frankreich zogen die Preise dagegen um 0,4 % an.Entscheidend für die Euro-Hüter ist der Inflationsausblick. Sie streben mittelfristig knapp 2 % an. Bis vor kurzem war die Erwartung, dass die Inflation in den nächsten Monaten allein schon deshalb merklich anzieht, weil sich die Ölpreise nach dem dramatischen Verfall ab Mitte 2014 stabilisiert hatten und der Effekt des Preisrückgangs allmählich aus der Statistik herausfallen sollte. Zuletzt hat sich Öl aber wieder deutlich verbilligt, was diesen Effekt dämpft. Im Juli war auf Jahressicht das Minus bei den Energiepreisen in Euroland sogar wieder höher als im Juni, bei – 6,6 % nach – 6,4 %.Hinzu kommt, dass nach dem Brexit-Votum die Unsicherheit groß ist über die wirtschaftlichen Folgen für die Eurozone – auch wenn jüngste Konjunktursignale positiv waren. Wenn die Wirtschaft weniger stark wachsen sollte als erwartet, bliebe die bestehende Unterauslastung der Euro-Wirtschaft bestehen, was tendenziell für eine länger niedrige Inflation spricht. Die Industriegüter ohne Energie verteuerten sich im Juli um 0,4 %, wie im Monat zuvor. Dagegen legte die Jahresrate bei Lebensmitteln deutlich zu (1,4 % nach 0,9 % im Juni), während Dienstleistungen leicht zulegten (1,2 % nach 1,1 %).Die Kernrate ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise lag im Juli wie im Juni bei 0,9 %. Die anhaltende Stabilität um 1,0 % spricht gegen Deflationsgefahren. Einige Volkswirte erwarten aber einen merklichen Rückgang in den nächsten Monaten, auch wegen der jüngsten relativen Euro-Stärke. BNP Paribas prognostiziert Anfang 2017 ein Unterschreiten des historischen Tiefs von 0,6 %. Andere Ökonomen sind zuversichtlicher und weisen Deflationssorgen strikt zurück.