Inflationsaussichten für Eurozone auf tiefstem Stand seit 2022
Inflationsaussichten für die Eurozone fallen
mpi Frankfurt
Die durch geopolitische Konflikte stark eingetrübte Konjunkturperspektive der Eurozone dämpft die langfristigen Inflationserwartungen an der Börse. Das Barometer für die Inflationsentwicklung in fünf Jahren fällt erstmals seit Juli 2022 unter die EZB-Zielmarke von 2%. Dies geht aus Daten der Londoner Börse vom Dienstag hervor. Demnach erwarten Investoren, dass die Inflation in der Eurozone in fünf Jahren bei 1,9994% liegt. Noch im Oktober hatte das Barometer bei 2,2287% gelegen.
Anleger wie Ökonomen befürchten, dass die Handelspolitik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump das Wirtschaftswachstum der Eurozone stark senken könnte. In der Folge könnte die Inflation sich stärker abschwächen als gedacht. Immer mehr Anleger spekulieren daher darauf, dass die EZB die Leitzinsen im Dezember um 50 Basispunkte senken könnte.
Höhere Lebensmittelpreise
Die Mehrheit der Ökonomen rechnet hingegen mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte. Moritz Krämer, Chefvolkswirt der LBBW, kann sich jedoch vorstellen, dass die EZB 2025 ein schnelleres Tempo bei Zinssenkungen einschlagen könnte, als noch vor einigen Monaten erwartet. Dies sagte er bei der Vorstellung des Ausblicks der LBBW auf 2025. Die Landesbank prognostiziert Deutschland für das kommende Jahr ein um 0,2% schrumpfendes Bruttoinlandsprodukt – nicht zuletzt wegen Trumps Zollplänen.
Die Modelle der Commerzbank wiederum prognostizieren eine etwas höhere Inflation in der Eurozone, wie die Bank am Dienstag mitteilte. Für den Zeitraum zwischen Dezember und April sagt das auf maschinellem Lernen basierte Modell eine um 0,1 Prozentpunkte höhere Inflation voraus, als noch im Oktober prognostiziert. Dies liegt am Anstieg bei den Lebensmittelpreisen.
Dienstleistungsinflation im Fokus
Bei der Entwicklung der Dienstleistungsinflation macht das Modell hingegen Fortschritte fest. Für die kommenden Monate gebe es einen klaren Abwärtstrend, teilt die Commerzbank mit. Dabei war das Wachstum der Tariflöhne im dritten Quartal unerwartet kräftig ausgefallen, was vor allem an Sonderzahlungen in Deutschland lag. Für 2025 prognostiziert das Modell jedoch einen deutlichen Rückgang beim Lohnwachstum. Die Commerzbank schränkt ihre eigene Prognose allerdings etwas ein. So dürfte das Modell die Entwicklung der Inflation unterschätzen, da es in der Vergangenheit zu wenige Phasen mit einer vergleichbaren Entwicklung bei den Löhnen gegeben habe. In der Folge sei das Modell für die Sprünge bei Lohnkosten und Versicherungsprämien zu wenig sensibilisiert.