Inflationsrückgang dämpft Debatte über EZB-Ausstieg

Deutsche Teuerung sinkt auf 1,5 Prozent - Notenbanker: Kein Handlungsbedarf

Inflationsrückgang dämpft Debatte über EZB-Ausstieg

ms Frankfurt – Die Diskussion über eine womöglich schnellere Kehrtwende der Europäischen Zentralbank (EZB) weg von der ultralockeren Geldpolitik hat gestern einen erheblichen Dämpfer erhalten. Zum einen schwächte sich im März die Inflation in Deutschland und Spanien deutlicher stärker ab als gedacht – was nahelegt, dass auch im Euroraum die Teuerung spürbar geringer ausfallen dürfte als im Februar mit 2,0 %, als sie sogar das EZB-Ziel von knapp 2,0 % übertraf. Zum anderen sprachen sich einige Notenbanker gegen Änderungen an der Geldpolitik aus.Der unerwartet starke Anstieg der Inflation zu Jahresbeginn hatte zusammen mit guten Konjunkturdaten die Debatte über den EZB-Kurs befeuert. Vor allem aus Deutschland gab es Forderungen nach einer raschen Kehrtwende. Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi nach der Zinssitzung am 9. März und folgende Äußerungen einiger Euro-Notenbanker hatten dann an den Märkten Spekulationen ausgelöst, die EZB könnte den Ausstieg tatsächlich schneller einleiten als bislang gedacht. In den vergangenen Tagen hatten einige Notenbanker solche Erwartungen aber bereits gedämpft.Gestern nun wurde bekannt, dass die Inflation in Deutschland in der für EU-Zwecke harmonisierten Berechnung (HVPI) im März wohl unerwartet deutlich von zuvor 2,2 % auf 1,5 % nachgelassen hat. Zugleich schwächte sich auch der Preisauftrieb in Spanien überraschend stark ab – von 3,0 % auf 2,1 %. Für den Euroraum insgesamt waren Volkswirte bis gestern im Mittel von 1,8 % ausgegangen. Nun scheint aber ein noch niedrigerer Wert wahrscheinlich. Eine erste Schätzung gibt es heute.Zugleich verteidigten gestern gleich mehrere Notenbanker den aktuellen Kurs, allen voran EZB-Chefvolkswirt Peter Praet. Die sich festigende wirtschaftliche Erholung habe sich noch nicht übertragen in eine dauerhafte Verstärkung der Inflationsdynamik, sagte Praet laut Redetext in Berlin: “Wir sind noch nicht ausreichend zuversichtlich, dass die Inflation dauerhaft in einem Bereich bleiben wird, der unserem Ziel entspricht.” Die EZB will noch bis mindestens Ende 2017 in großem Stil Wertpapiere kaufen, und die Leitzinsen liegen bei oder sogar unter 0 %.—– Nebenstehender Kommentar- Bericht Seite 7